Am 06.06.2004
jährte sich der historische Tag, an dem die West-Alliierten
endlich Stalin´s lang ersehnte zweite Front in Frankreich
eröffneten zum sechzigsten Mal. Mit hunderttausenden Soldaten
und tausenden Tonnen von Ausrüstungsmaterial stürmten
Alliierte Truppen die Küsten der Normandie und leiteten so das
Ende von Hitler´s Regime und das Ende des zweiten Weltkrieges
ein. Klar, ich rede vom D-Day. Angesichts dieses Jahrestages
hatte ich eigentlich mit einer wahren Flut von
WW2-Strategiespielen gerechnet, die allerdings ausgeblieben
ist.
Das einzige Spiel was erschienen ist, und das auch nicht zum
6.6., ist Codename: Panzers von CDV. Das es ausser diesem
allerdings auch gar keiner anderen Veröffentlichung bedarf,
konnte aber keiner wissen.
Wie schon erwähnt handelt es sich bei Panzers mal wieder um
CDV´s liebstes Kind, nämlich um WW2-Echtzeit-Strategie. In
drei verschiedenen Kampagnen kann der Spieler in Diensten von
je einer der drei großen Kriegsteilnehmergruppen antreten um
sein strategisches Können unter Beweis zu stellen. Auf
deutscher Seite begleitet man den preußischen Offizier Hans
von Gröbel, auf russischer Seite Aleksander Vladimiriov und
auf Seiten der West-Alliierten mal den britischen
Fallschirmjäger James Barnes und mal den amerikanischen
Panzerkommandant Jeffrey Wilson. Hautnah erlebt man dabei die
persönliche Geschichte und den Werdegang jeder einzelnen
dieser Personen im zweiten Weltkrieg. Inmitten von historisch
akkuraten Missionen berichtet jeder über seine Gedanken und
Gefühle und zieht damit den Spieler tiefer als gewöhnlich mit
in die gesamte Handlung.
Die russische Kampagne führt den PC-General von Russland aus
direkt nach Berlin. Die West-Allierten werden von der
Normandie aus bis nach Deutschland begleitet, während die
deutsche Kampagne in Polen beginnt und in Stalingrad endet.
Wie inzwischen üblich, gibt es auch in Panzers keinen Basisbau
oder irgendeine Art von Ressourcenverwaltung. Der Spieler hat
seine Truppe, die am Anfang noch etwas spärlich ist und nimmt
diese mit durch die meisten Missionen. Nur in manchen
Missionen muss Story-bedingt auf die Unterstützung der
eingespielten Truppe verzichtet werden. Während der Einsätze
steigt die Erfahrung der Einheiten, was natürlich in höherer
Treffsicherheit, schnellerer Bewegung oder besserer Panzerung
führt. Schaffen es Einheiten nicht bis zum Missionsende,
werden je nach Schwierigkeitsgrad Rekruten zugeführt. Im
leichtesten Schwierigkeitsgrad sind das Rekruten
fortgeschrittener Ausbildung, wobei es |
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in der
schwersten Stufe gar keinen Ersatz gibt.
Werden Missionen erfolgreich beendet, gibt es je nach Höhe der
eigenen Verluste und Anzahl der erfüllten Ziele die schon aus
Panzer General bekannten Prestigepunkte. Damit kann dann vor
Beginn der nächsten Mission die eigene Truppe aufgestockt oder
mit besserer Ausrüstung versehen werden. Und die Auswahl ist
beachtlich. Zum einen gibt es eine ganze handvoll
verschiedener Infanterietruppen. Das reicht von normaler
Panzerbesatzung über Soldaten mit Panzerbüchsen, MG-Schützen,
Mörser-Truppen, Scharfschützen und Gewehrtrupps bis hin zu
Flammenwerfer-Einheiten. Zuzüglich zu jeder Hauptwaffe der
Truppe können noch einzelne spezielle Ausrüstungsgegenstände
mitgegeben werden. Das sind dann Handgranaten oder
Molotov-Cocktails, Feldstecher, Panzerminen, Sprengsätze oder
gar Schlauchboote. Die weiter gegen Prestigepunkte erwerbbaren
Einheiten sind dann in die Kategorien Artillerie, Panzer und
Automobil unterteilt. Wobei Wert darauf gelegt wurde, das zu
jeder Mission auch nur die historisch zu diesem Zeitraum
verfügbaren Typen zur Verfügung stehen. Das bedeutet leider
auf deutscher Seite, im Single-Player-Modus niemals mit einem
Jagdpanther oder Königstiger fahren zu können. Was allerdings
auch im Bezug auf die historische Genauigkeit ziemlich sinnlos
wäre.
In jeder Mission gibt es eine Reihe von Primärzielen, die, wie
der Name schon vermuten lässt, auf jeden Fall erfüllt werden
müssen. Daneben existieren sekundäre und geheime Ziele. Wobei
Letztere so geheim sind, dass sie der Spieler frühestens im
Verlauf der Mission aufstöbert. Was alle gemeinsam haben ist,
dass sie recht abwechslungsreich sind. Das eine Mal gilt es
dabei, bestimmte Punkte zu besetzen und zu halten bzw.
zurückzuerobern, das andere mal müssen Konvois beschützt oder
Gefangene befreit werden. Einmal schlägt man sich sogar auf
der abenteuerlichen Jagd nach einem Widerstandskämpfer kreuz
und quer über die ganze Karte.
Dabei ist das Missionsdesign generell sehr gut und sehr
abwechslungsreich gelungen. Während in den meisten Spielen
eine bestimmte Spielweise den Spieler durch den Grossteil der
Missionen bringt, kann man sich in Panzers nicht auf die faule
Haut legen und einfach Strategie xy durchziehen. Denn in
manchen Missionen gibt es zum einen Zeitlimits, die das ganze
Spiel sehr beschleunigen und zum anderen eine sehr aktiven und
angriffslustigen Computergegner. Als Beispiel sei hier die
deutsche Mission „Suhinitschi Eisenbahn“ genannt. Hier soll
binnen zwei Minuten eine Weiche an einem Bahnübergang umgelegt
werden. Dies bedeutet sofortigen Angriff sofort nach
Missionsbeginn, ohne erst groß Aufklärung zu betreiben. Mitten
in den Angriff stoßen dann russische Truppen mitsamt T-34
Panzer, der dem Spieler das Leben ordentlich schwer macht. Ist
das gemeistert und der herannahende Zug gestoppt, kommt auch
schon der Gegenangriff in recht massiver Form. Da bleibt
insgesamt nicht viel Zeit zum Überlegen, sondern vielmehr ist
geschickte Panzerführung und blitzschnelles Umdenken
gefordert. Jedoch keine Angst, der Spieler hat einen Freund –
die Taste zum Schnellspeichern!
Übrigens, eine ganz besonders nützliche Eigenschaft haben die
Flammenwerfer-Trupps. Wird ein Panzer über einen größeren
Zeitraum damit bearbeitet, fängt die Temperatur an, die
Besatzung zu stören. Kurzerhand springen die Burschen dann aus
ihrem Gefährt und lassen sich artig niedermachen. Mit einer
mitgeführten Panzerbesatzung kann dann das Vehikel in den
eigenen Fuhrpark überführt werden. Dabei ist es natürlich auch
möglich, zu arg zugerichtete eigene Panzer zu verlassen und zu
hoffen, dass demnächst eine gegnerische Konservenbüchse zu
übernehmen ist. Was bei der ganzen Sache recht schade ist, ist
die Tatsache, dass die eroberten Gefährte nicht mit in die
Nachfolgemissionen übernommen werden können. Gerade angesichts
der Arbeit die eine solche Erbeutung macht, ist dies ein
großes Ärgernis. Apropos Ärgernis – dies ist auch und vor
allem die KI. Wenn man in aller Seelenruhe mit Artillerie
einen Trupp Infanteristen beschießt und dieser ohne zu zucken
stehen bleibt bis alle Leute schließlich tot umfallen, kann
man eigentlich gar nicht von KI reden. Auch agiert der
Computer im Kampf meist recht umständlich und die Wegfindung
ist ebenfalls arg verbesserungswürdig.
Grafisch ist Panzers up-to-date, reicht jedoch nicht an
Ground Control
II heran. Aber phantastisch mit anzuschauen sind all die
liebevoll gemachten Animationen, Siedlungen, Landschaften und
Einheiten trotzdem. Einfach toll sieht es aus, wenn die Panzer
mit rasselnden Ketten in ein Flussbett einfahren und dabei das
Wasser spritzen lassen, nur um am anderen Ufer wieder
Kettenspuren ziehend und im Landschaftsstaub ein Wolke
hinterlassend weiterzufahren.
Zusammenfassung: Codename:Panzers ist der Sommerhit im
Bereich Strategie. Daran gibt es nichts zu rütteln. Wenn es
auch nicht den taktischen Tiefgang der Close Combat-Reihe
besitzt und die Realitätsnähe gerade in Bezug der
Geschosswirkung von Panzergranaten bei Panzern arg zu wünschen
übrig lässt, ist Panzers ein spannendes und sehr
abwechslungsreiches Strategiespiel und alles in allem besser
als alle in letzter Zeit erschienenen Titel auf diesem Sektor.
Für WW2-Strategie-Fans ist Panzers ein absolutes Muss und das
nicht zuletzt deshalb, weil wohl bisher noch kein Spiel so
eindrucksvoll die Brachialgewalt eines Panzerraids gezeigt
hat. Drakos |