„2093: Im
16-Minuten-Krieg entgeht die Menschheit nur knapp ihrer
Ausrottung.“
Ein wahrhaft herber Schlag, der uns in Ground Control II, dem
neuen Strategie-Hit aus dem Hause Sierra, vorhergesagt wird.
Doch Menschheit wäre nicht Menschheit, würde sie sich nicht
getreu dem Motto „Unkraut vergeht nicht.“ wieder aufrappeln.
Der Mensch soll sogar noch mehr schaffen: innerhalb von ca.
300 Jahren werden zahlreiche fremde Planeten besiedelt und
sogar unbewohnbare Welten können bewohnbar gemacht werden.
Gegen 2400 entwickelt sich im Zuge der menschlichen
Ausbreitung im All eine neue Nation: das Draconis-Imperium.
Zwischen dem Imperium und der restlichen Menschheit kommt es
im Laufe der nächsten 300 Jahre zu immer größeren
militärischen Auseinandersetzungen. Im Jahre 2741 ist das
Imperium so stark überlegen, dass die verbleibende Menschheit,
versammelt in der Nordstern-Allianz, kurz NSA, nun ihre
Hauptstadt bedroht sieht.
Genau hier tritt der Spieler auf den Plan. In zwei Kampagnen
kann entweder auf Seite der NSA oder auf Seiten einer düsteren
Alien-Rasse, den Virons, gegen das Imperium vorgegangen
werden.
Dabei verzichtet Ground Control II völlig auf jegliche Art von
Basisbau oder Ressourcenmanagment. Neue Truppen können
jederzeit per Funk angefordert werden, vorausgesetzt man ist
im Besitz mindestens einer Landungszone und dem nötigen
Kleingeld. Bestellte Truppen werden dann postwendend an eben
jene Landungszone geflogen. Als Geld dient in Ground Control
II eine Art Siegpunkte, die mit Missionsbeginn kontinuierlich
auf das Heldenkonto gutgeschrieben werden. Reguliert wird die
Anzahl selbiger zum einen durch das Besetzen von Checkpoints
und zum anderen durch die Anzahl der versammelten Truppen. Je
mehr Einheiten der Spieler zum Kampfe versammelt, desto
weniger Geld wird gutgeschrieben. Und da die Kürzung des
Einkommens schon bei nicht gerade vielen Einheiten beginnt,
wird es recht schwer sich ein Massenheer aufzustellen, da das
schnell zur kompletten Vernichtung führen kann. Überhaupt ist
hier das beliebte Rushen mit einer extrem hohen Anzahl an
Einheiten nicht gerade Erfolg versprechend. Denn jeder
Einheitentyp hat seine Schwächen, die nicht so leicht
kompensiert werden können. So ist eigentlich durchweg Taktik
gefragt. Nicht nur, dass Panzer sehr empfindlich auf
Bazookageschosse reagieren oder die Infanterie recht schnell
in heftigem Abwehrfeuer zusammenbricht. Das umliegende Terrain
muss immer in die Planungen einbezogen werden. Während sich
Infanterie im Wald zwar halbwegs ungesehen fortbewegen kann,
ist die Sicht dieser Einheiten dank realistischer Sichtlinien
natürlich arg eingeschränkt. Auch sorgen korrekte Schussbahnen
für Vorteile bei Angriffen aus erhöhter Position. So kann ein
Scharfschütze in einem Beobachtungsturm wahre Wunder wirken.
Das Einheitenrepertoire bietet im Wesentlichen die gewohnte
Kost: da gibt es Infanterie mit Sturmgewehr oder Bazooka,
Raketenpanzer, Spähfahrzeuge, Luftaufklärer, Artillerie und
dann das ganze noch als Alien-Variante. Im Kampf eingesetzte
Einheiten gewinnen mit der Zeit an Erfahrung und damit an
Reichweite, Treffsicherheit etc.. Im Kampf werden die
Einheiten dann in einer von verschiedenen Formationen
befehligt. Ebenso ist das Einheitenverhalten in drei Stufen
einstellbar. Auch stehen in einigen Missionen noch
verschiedene Unterstützungen wie etwa Bombenangriffe oder
Artillerieüberfälle zur Verfügung. Soviel zum Üblichen. Was
ganz und gar nicht üblich ist, ist der Sekundärmodus der
meisten Einheiten. Von Einheitentyp zu Einheitentyp
unterschiedlich, sorgt diese nette Eigenschaft noch mal
gehörig für taktische Möglichkeiten. Denn Raketenpanzer sind
flugs in Raketentürme verwandelt, MG-Infanterie wird zu einer
MG-Stellung mit enormer Feuerkraft, normale Infanterie packt
die Raketenwerfer aus und Alieneinheiten können sogar
paarweise verschmolzen werden! |
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Die KI im
Singleplayer-Modus ist ebenfalls recht akkurat ausgefallen und
schon ab der vierten Mission wird es richtig knackig. Auch
geübte Strategen werden hier im mittleren Schwierigkeitsgrad
echt gefordert.
Und als ob das noch nicht reichen würde, gibt es noch ein
größeres Problem, was öfters zwischen Hobbygeneral und Sieg
stehen dürfte: die grandiose Grafik. Das was Ground Control II
hier zu bieten hat, ist wohl das beste was es bisher im
Strategiesektor gab. Bei einem Blick nach oben sieht man
Scharen von Meteoriten, die einen nahe gelegenen Planeten
umkreisen. Einheiten spiegeln sich in realistisch
dargestelltem Wasser, dass von Walen bevölkert wird. Vögel
kreisen am Himmel und Einheiten hinterlassen ihre Fußspuren im
Boden. Alle Einheiten wurden mit einem unglaublichen
Detailgrad versehen, was man sich dank völlig frei beweglicher
und stufenlos zoombarer Kamera immer wieder gern aus der Nähe
betrachtet. Über den Ablauf der Hintergrundgeschichte wird der
Spieler jeweils vor und nach Missionen in schönen
Zwischensequenzen informiert. Auch diese sind eine Augenweide
und reichen an die von Diablo II und Warcraft locker heran.
Auch bei der Steuerung wurde sich Mühe gegeben. Selbst
Strategie-Neulinge sollten nach kurzer Zeit problemlos
klarkommen.
Zusammenfassung: Ground Control II hinterlässt einen
rundum guten Eindruck. Klar, das Strategiespiel wurde hier
nicht neu erfunden aber die Detailverbesserungen heben das
Spiel sichtlich heraus. Der Schwierigkeitsgrad ist ok,
Abwechslung wird geboten, ein Map-Editor liegt bei und ein
Mehrspielermodus ist auch vorhanden. Dazu dann noch die
geniale Grafik und meine Empfehlung ist klar: Ground Control
II darf man auf keinen Fall verpassen! Drakos |