Die
Ausweitung des Strategiegenres weg von der Kriegsthematik
erfreut sich scheinbar wachsender Beliebtheit. Anstatt immer
nur alles zu zerstören, gewinnt offenbar der Gedanke, dass man
auch vor Zerstörung durchaus spannend bewahren kann, immer
mehr Freunde. Die Feuerwehr ist dabei natürlich ein geeigneter
Ansatzpunkt und so wundert es nicht, dass in Frogsters
Wildfire wieder der Feuerwehr geholfen werden soll.
Flammen im Wald
Im Gegensatz zur Genrekonkurrenz, wie zum Beispiel Fire
Department 2, stellt Wildfire nicht die Feuergefahr in Städten
bzw. Industrieanlagen in den Mittelpunkt. Vielmehr geht es
hier ausschliesslich um die Feuerbekämpfung im Wald. In 16
Szenarios geht es darum, die US-amerikanischen Wälder vor
jedwedem Übel zu bewahren. Die ersten Szenarios bieten ein
Tutorial, was über den späteren Spielcharakter eigentlich
keinen Zweifel lässt, aber dazu später mehr. Die Tutorials
verdienen eigentlich ihren Namen nicht so recht, da es sich
hierbei eher um kleine Sandkästen handelt, in denen der
Spieler das erste Mal Kontakt zu den von ihm dirigierten
Einheiten knüpfen kann. Erklärungen fehlen dabei leider
grossteils, aber dafür kann man ja rumprobieren.
Eine Kampagne mit Story sucht man in Wildfire übrigens
vergebens, da es nicht mal im Ansatz eine Story gibt und die
Szenarios eigentlich alle eher lose aneinander gereiht sind.
Was es allerdings gibt, ist, Smokey der Bär – das mit
Ranger-Hut, Jeans und Schaufel ausgestattete Maskottchen der
Waldbrandbekämpfungskampagne in den USA. Auf Hinweistafel
ähnelnden Bildern kann sich der Spieler während des
Ladevorgangs Tipps und Brandschutzhinweise durchlesen.
Dummerweise lädt das Spiel recht schnell und mit Ende des
Ladens ist das Bild weg, so dass man meist nicht dazu kommt,
alles zu lesen. Somit bleibt meist auch der Sinn auf der
Strecke.
Helferlein
Zur Brandbekämpfung stehen dem Spieler natürlich dafür
ausgebildete Einheiten zur Verfügung. Diese kosten natürlich
Geld und werden während der jeweiligen Mission in der
Basisstation ausgebildet. Wem das jetzt nach Aufbaustrategie
klingt, der hat den Ansatz richtig entdeckt. Aber zum einen
steht das benötigte Geld zu Missionsanfang fest und kann nicht
vermehrt werden, und zum anderen ist die Basis ebenfalls zu
Missionsbeginn vorhanden und muss nicht aufgebaut werden. Kurz
und knapp: Aufbau gibt es hier natürlich nicht. Welche
Einheiten ausgebildet werden können ist abhängig von der
jeweiligen Mission und von daher auch streng limitiert.
Grundsätzlich besteht die Wahl zwischen Feuerwehrmännern,
Planierraupen, Tankwagen, Löschflugzeugen, Hubschraubern und
Feuerspringern. Jede Einheit hat ihre Stärken und Schwächen.
Planierraupen ziehen zum Beispiel schnell Schneisen, haben
aber Probleme sich durch die Wälder zu arbeiten.
Feuerwehrmänner hingegen können Bäume fällen, aber ihre Künste
im Schneisen ziehen sind jedoch eher bescheiden.
Routinearbeit
Brandbekämpfung sollte eigentlich keine Routinearbeit sein,
mit Wildfire ist es in gewissen Belangen dennoch so. Denn der
grundsätzliche Missionsablauf ist immer derselbe. Ohne
Vorbereitungsschirme oder Einsatzbesprechung geht es meist
direkt an die Flammenfront. Eine kurze Skriptsequenz
informiert über das Problem und dann darf man selbst loslegen.
Das sieht meist so aus, dass man sich erstmal einen Überblick
über das Gebiet verschafft, also alles abscrollt, da die
Einführung sowieso |
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nicht alle
Brandherde gezeigt hat. Nach kurzer Einschätzung der Lage
werden schnell die benötigten Einheiten ausgebildet und sofort
auf entsprechende Brandherde verteilt. Das geschieht zum einen
unter Stress, denn Zeit ist das, was man hier nicht hat, zum
anderen aber wird man das Ganze oft wiederholen. Denn Wildfire
funktioniert streng nach dem Trial&Error-Prinzip. Hauptproblem
ist dabei eigentlich, dass es für das Schaffen einer Mission
eine gewisse Konstellation an Einheiten und deren örtlicher
Verwendung gibt. Bis man die raus hat, vergehen viele
Versuche.
Auch was die Missionsinhalte angeht, hat man sich in Wildfire
nicht viel einfallen lassen. Immer sind irgendwo irgendwelche
Häuser, die in Gefahr sind, da sich das Feuer (irgendwann) in
deren Richtung ausbreiten wird. Den darauf folgenden Ablauf
der Rettung habe ich ja schon beschrieben.
Technisches
Auch technisch gewinnt Wildfire keinen Blumentopf mehr. Die
Grafik ist veraltet und eintönig, der Sound nur eintönig und
die Steuerung hakelig. Wildes hin- und hergeklicke steht hier
an der Tagesordnung, während dabei aber nur Stress, nicht aber
Spannung aufkommt, wie es zum Beispiel in Fire Department 2
der Fall ist. Die KI schlägt in die gleiche Sparte: dumm
herumstehende Feuerwehrmänner, die sich das Feuer aus der Nähe
anschauen aber nicht selbst agieren und dürftige Wegfindung
erhöhen den Spielspass nicht unbedingt.
Nur beim Feuer bzw. dessen Ausbreitung wurde sich Mühe
gegeben. Rasend schnell werden aus kleinen Brandherden grosse
Waldbrände. Zu kleine Schneisen und zu vorsichtig abgeholzte
Bäume sorgen schnell für eine böse Überraschung, wobei es
immer sehr schwer bleibt einzuschätzen, wohin sich das Feuer
wahrscheinlich ausbreiten wird. Auch das ist den Genrekollegen
besser gelungen.
Zusammenfassung: Alles in allem ist Wildfire kein
schlechtes Spiel, aber es ist absoluter Durchschnitt. Und
damit steht es in jedem Belang hinter der Konkurrenz zurück.
Zu unausgereift ist das ganze Konzept und selbst dabei wurde
Potential verschenkt. Der Funke will auf dem heimischen PC
einfach nicht so recht überspringen. Aber wer weiss –
vielleicht ist das ja auch so gewollt!? jw |