„Wenn das
Wörtchen wenn nicht wäre.” lautet eine bekannte Redewendung,
die offenbar bis in die Entwicklersäle Digital Reality
vorgedrungen ist. Einige werden bei dem Namen aufhorchen und
sofort an Strategie im Rahmen des 2.Weltkriegs denken. Und das
nicht zu Unrecht, da ja Titel wie D-Day und 1944:
Winterschlacht in den Ardennen genau dem entsprechen. Jedoch
erwähnte ich ja bereits, daß das Wörtchen wenn hier stark das
Programm vorgab. Denn in War Front: Turning Point verschmelzen
Fiktion und Geschichte zu einem soliden und spaßigen
Strategiespiel.
Aus Gegnern werden Verbündete
Den Spielbeginn gestaltet folgende Situation: der Weltkrieg
ist voll im Gange, nur konnte die Wehrmacht bis auf die
britischen Inseln vordringen und sich diese auch in großen
Teilen einverleiben. Doch innerhalb der Wehrmacht regt sich
ein starker Widerstand gegen das Naziregime und so kommt es,
daß man auch auf deutscher Seite gegen Nazis ins Feld zieht.
Kein schlechter Gedanke. Nach erfolgreichem Sturz der
Regimeführung kommt es denn auch recht bald schon fast zu
einem Friedensschluß. Da das allerdings dem Spiel eine
übertriebene Kürze verliehen hätte, entpuppt sich Mütterchen
Russland als gar arglistiger Strolch. Damit hat sich also ein
Freiwilliger als neues Ziel Deutsch-Amerikanischer
Freundschaft nach vorn gedrängelt und den Kurs der Waffen auf
altbekannte Ziele im Osten gerichtet. Altbekanntes neu
verpackt und irgendwie anders also.
Neue Helden braucht das Land
Getragen wird das Spiel von einer Geschichte um eine handvoll
Helden unterschiedlicher Nationen, die von allen erdenklichen
Klischees nur so triefen. So zum Beispiel der Draufgänger
Roland Hellmann, der mit einem doppelläufigen Raketenwerfer
auf den Schultern, mit Lederjacke und Motorrad durch die
Gegend braust. Stets die Gefahr suchend, wirkt die rabiate
Ein-Mann-Armee mit immer kernigen Sprüchen jedoch sehr
amerikanisch. Auch die Spionin Elsa Adler, der steife
Widerständler Dietrich Preiss und der ultra böse Aleksei
Mikhalkov wirken wie einem amerikanischen Comic entsprungen.
Allerdings gibt genau diese Art dem Spiel echten Charme und
lockert die ganze Thematik erfrischend auf.
Allerdings haben die Helden nicht nur ihre Positionen in den
gerenderten Zwischensequenzen einzunehmen, sondern werden
missionsabhängig auch vom Spieler gesteuert. Dank steigender
Erfahrung verfügt jeder der Helden auch schon bald über einige
einzigartige Fähigkeiten, die die Truppe in ihrem Kampf
unterstützen. Diese werden im Verlauf des Spieles denn auch
immer mehr und wirkungsvoller.
Soldaten werden gebaut
Da War Front: Turning Point seine Herkunft nicht verleugnet
und somit auch seine Anlehnungen an Vorfahren wie C&C:
Alarmstufe Rot oder gar den Genre-Urahn Dune 2 offen zeigt,
ist der Missionsablauf jedem erfahrenen Strategiespieler klar.
Zu Beginn der meisten Missionen wird erstmal eine Basis
gebaut. Im Klartext bedeutet das, daß ein Hauptquartier gebaut
wird, so noch keins vorhanden ist. |
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Anschliessend
wird sich eine in der Nähe befindliche Mine gesucht und ein
Nachschublager daneben errichtet, was der Rohstoffgewinnung
dient. Ist dieEinnahmequelle gesichert, gehts sofort mit den
anderen üblichen Gebäuden weiter: Produktionsstätten für
Infanterie, Panzer und Unterstützungsfahrzeuge, Flughafen,
Forschungslabore und allerlei ähnliches. Die meisten dieser
Gebäude, angefangen bei der Basis, können im Laufe der
einzelnen Missionen mehrer Upgrades unterzogen werden. Das
führt dann zu besseren produzierbaren Einheiten und zu einer
gewissen Abwechslung im Spiel. Eine nette Sache wurde hier mit
eingebaut: dem Ein oder Anderen sind vielleicht noch die
atreidischen Sonictanks aus Dune 2 ein Begriff; die gibt es
hier auch wieder und sie rocken wie eh und je. Diese mit
Schallwellenwaffen ausgestatteten Panzer sind nicht die
einzigen Einheiten, bei denen der Fiktion wieder freier Lauf
gelassen wurde. Da gibt es Kriegszeppeline, Battle-Mechs, den
Panzer Maus, Infanterie mit Jet-Packs, düsengetriebene Bomber,
Helikopter und Fahrzeuge mit Energieschilden. Diese Einheiten
sind natürlich nicht von Anfang an einsetzbar, sondern werden
erst im Laufe der insgesamt über 20 Missionen entdeckt und zur
Verfügung gestellt. Kampagnen gibt es übrigens nur 2; eine auf
deutscher und eine auf amerikanischer Seite. Die russische
Seite kann leider nur im Mehrspielermodus gespielt werden.
Nicht nur die inneren Werte zählen
Nein, auch auf das Äußere kommt es an; zumindest wenn es um
Spiele geht. So bietet War Front: Turning Point eine solide
Steuerung, die für Genre-Veteranen den Griff zum Handbuch
unnütz macht, aber auch Einsteiger sich schnell eingewöhnen
lässt. Die im Genre üblichen Standards wurden eingehalten und
die Oberfläche ist wunderbar übersichtlich und einfach zu
bedienen. Auch optisch macht War Front: Turning Point einiges
her. Neben fließenden Tag und Nacht Wechseln, detailliert
gearbeiteten Einheiten, schicker Beleuchtung und
reflektierendem Wasser gibt es auch schöne Explosionen und
Waffeneffekte zu bestaunen. Als kleinen Spaß am Rande gibt es
noch eine Egoperspektive bei Abwehrtürmen, in die man sich
jederzeit einschalten kann, um so das jenige Objekt bzw.
dessen Waffensystem selbst zu steuern. Das bringt zwar nicht
viel, ist aber dennoch lustig.
Zusammenfassung: War Front: Turning Point bietet solide
Echtzeit-Strategie, wobei das Rad nicht neu erfunden wird.
Viele Punkte im Spiel kann man sicher als Hommage an Größen
wie Dune 2 sehen und das weis durchaus zu gefallen. Wer hier
beinharte Strategie zu finden hofft, wird sicher enttäuscht
werden. Dafür ist das Spiel zu actionorientiert und nimmt sich
selbst auch gar nicht ernst genug. Wer jedoch leichtere
Strategie mit Hang zur Kurzweil sucht, ist mit War Front genau
richtig beraten. Die Missionen spielen sich flüssig, ohne
langweilig zu werden und auch die taktische Komponente kommt
nicht zu kurz. Zwar führt nur das Bauen großer
Truppenansammlungen zum Sieg, aber durch ein vorgegebenes
Einheitenlimit und das angewandte Stein-Schere-Papier-Prinzip
wird der Spieler gezwungen, sich den Verteidigungsmechanismen
des Gegners anzupassen und die richtige Truppenmischung
aufzustellen. Gefallen haben mir an War Front vor allem die
immer noch absolut coolen Sonictanks und das leichte
Spielgefühl. |