Mit dem
reinrassigen Action-Rollenspiel Silverfall - Wächter der
Elemente will Monte Christo aus Frankreich dieser Tage die
Spieler vor den PC locken. Es handelt sich hierbei um das
Stand-Alone-AddOn des Spiels Silverfall aus dem Jahre 2007.
Silverfall selbst glänzte damals noch durch einige Macken und
Unausgegorenheiten. Ob es Wächter der Elemente nun besser
macht, soll der Test zeigen.
Altbewährtes
Zunächst einmal gibt es viel Bekanntes bei Wächter der
Elemente zu sehen. Wie es sich für ein Action-RPG gehört,
rennt der Spieler mit seinem Helden durch eine Spielwelt und
tötet unzählige Armeen von Monstern im Alleingang. Dafür und
für das Lösen von Aufgaben bekommt des Spielers alter ego
Erfahrungspunkte zugesprochen. Wurde eine gewisse Menge davon
gesammelt, belohnt der Levelaufstieg mit zusätzlichen
Attributs- und Fähigkeitspunkten, die nach Belieben verteilt
werden dürfen. Die erlernbaren Fähigkeiten sind über einen
Baum verfügbar. So kann sich der Spieler von Anbeginn des
Spiels bereits Gedanken über die Karriere seines Charakters
machen und diese dann gezielt verfolgen. Neben
Erfahrungspunkten gilt es beim Monsterklopfen natürlich noch
Geld und Ausrüstungsgegenstände zu erlangen. Diese können dann
selbst getragen oder beim nächsten Händler verkauft werden.
Damit das Durchforsten von Monster verseuchten Landschaften
und Dungeons einer gewissen Systematik folgt, gibt es
natürlich auch eine Story. Diese erlebt der Spieler in Form
einer Hauptquest, die wiederum aus mehreren Teilquests
besteht. Mitverfolgen kann man die Story also immer anhand der
Dialoge mit den questgebenden NPCs. Neben der Hauptquest gibt
es in jedem Gebiet auch noch eine Reihe von Nebenquests zu
erledigen, die allerdings keine Pficht sind.
Spezielles
Neben den allgemeinen Action-RPG-Elementen wartet Silverfall -
Wächter der Elemente natürlich auch mit eigenen Ideen auf. So
gibt es in der Spielwelt namens Nelwe einen grundsätzlichen
Konflikt, der sich durch das ganze Spiel zieht: und zwar den
Konflikt zwischen Natur und Technik. Anhänger beider Seiten
liegen im permanenten Clinch und auch der Held des Spieles muß
Farbe bekennen. Und das tut er nicht etwa einmal im Spiel,
sondern bei jeder Handlung. Ein Balken gibt dabei dann
Auskunft, zu welcher Seite man denn nun mehr neigt. Von der
zugehörigen Fraktion hängt es denn auch ab, ob manche
Gegenstände benutzt werden können. Und so verändert sich das
ganze Aussehen bis hin zu den Aktionen des Charakters in
Abhängigkeit von der Natur- bzw. Technikliebe.
Eine andere Eigenheit des AddOns ist, dass man nicht allein
herumlaufen muß. Ähnlich wie in Dungeon Siege kann man sich
NPCs auswählen, die einen dann auf der Reise begleiten sollen.
Maximal können dies 2 Gefährten sein, deren Verhalten dann
über grundsätzliche Befehle gesteuert werden kann, was auch
ganz gut funktioniert. Allerdings wird dadurch auch der
Schwierigkeitsgrad enorm reduziert, denn einen Heiler als
Begleiter zu haben, sichert das lange Leben. Bei einigen
Endgegnern kann man sich sogar erst einmal entspannt
zurücklehnen und zuschauen, da es einfach nichts weiter zu tun
gibt.
Sollte sich wider Erwarten doch einmal eine Gegnerhorde als zu
stark erweisen und die gesamte Gruppe den Geist aufgeben,
erspart einem das Spiel auf den ersten 2 von 3
Schwierigkeitsgraden den weiten Rückweg zum Ort des Ablebens
und seiner Ausrüstung. Man wird komplett regeneriert und mit
allem Hab und Gut zum nächstgelegenen sicheren Ort
teleportiert. Dort finden sich meist Händler und noch eine
weitere Eigenheit von Wächter der Elemente. Nämlich das
Teleportieren. Hat man einen langen Weg erst einmal zu Fuß
zurück gelegt, darf man sich beliebig zwischen den
Questpunkten und Ortschaften hin- und herteleportieren. Das
erweist sich auch des Öfteren als gute Fluchtmöglichkeit, wenn
z.B. die Gegnerzahl überhand nimmt.
Eine andere Neuheit im AddOn ist die Möglichkeit, sich
handwerklich zu betätigen. Auf Wunsch kann man die verfügbaren
Fähigkeitspunkte zum Aufbessern der handwerklichen
Fertigkeiten verwenden und so die eigene Ausrüstung immer
up-to-date halten.
Storytechnisch zeigt sich das Spiel nicht gerade von der
einfallsreichen Seite. Irgendwer bedroht die friedliche Welt.
Flüsse werden schlammig und Gesteinsbrocken regnen vom Himmel
herab. Da nicht klar ist, wer dahinter steckt, rennt man von
einem NPC zum nächsten und nähert sich so der Lösung des
Problems.
Problematisches
Leider hat nicht nur die Welt Nelwe so ihre Probleme, sondern
das ganze Spiel an sich. Dank vieler kleinerer Mängel kann man
sich eines unfertigen Eindrucks bezüglich des Spiels nicht
erwehren. Sei es nun das einzelne Klicken beim Verkauf von
Gegenständen, das mangelhafte Pathfinding, nervige
Programmabstürze beim Zonenwechsel (man darf den Weg immer
wieder neu laufen) oder aber Ungereimtheiten in der
Spielmechanik, die den Spieler zum Verzweifeln bringen können.
Optisches
Offensichtlich lag auch hier einmal mehr das Hauptaugenmerk
auf der Optik des Spiels. Denn dort liegt ganz klar die Stärke
von Wächter der Elemente. Die schon von Silverfall bekannte
Grafik mit ihren starken Comiceinschlägen ist zwar sicher
nicht jedermanns Sache, sieht aber sehr gut aus und hat ihren
ganz eigenen Reiz. Neben sehr farbenfrohen und ausgefallenen
Charakterdesigns ist auch die Spielwelt sehr hübsch mit
anzusehen. Viele unterschiedliche Regionen verhindern durch
abwechslungsreiche Optik leicht jegliche Langeweile, die das
Spielkonzept mitbringen könnte. Bei den Kämpfen, die ja den
Hauptteil des Spiels ausmachen, knallt und kracht es so
extrem, dass jeder einzelne Kampf ein komplettes Feuerwerk
darstellt. Die Effektfülle ist enorm und dabei streckenweise
schon grenzwertig, da das Kampfgetümmel auch schnell
unübersichtlich wird. Aber auch beim Design der Gegner hat man
sich nicht ausgeruht. Obskurste Gestalten erwarten den Spieler
dank des Einfallsreichtums der Entwickler zu Hauf. Auch der
Humor kam dabei nicht zu kurz.
Zusammenfassung: Silverfall - Wächter der Elemente ist ein
klassisches Action-RPG. Man hackt sich durch Gegnermassen,
dass es nur so kracht und versucht einmal mehr die Welt zu
retten. Der Trieb, seine Charaktere perfekt auszustatten, wird
durch das neu eingeführte Handwerk erneut geschürt. Auch die
Jagd nach besseren Ausrüstungsgegenständen kann wieder
begonnen werden. Leider ist im Großen und Ganzen alles schon
bekannt. Auf entscheidende Neuerungen hofft man vergebens und
viele Ecken und Kanten sorgen für ein sehr unrundes
Spielgefühl. Der Einstieg fällt zwar leicht, da man entweder
seinen altgedienten Charakter aus Silverfall übernehmen kann
oder einfach einen Charakter auf Stufe 45 erstellt, und die
Bedienung ist Genre-typisch und leicht zu erlernen. Aber alles
in allem fehlt der letzte Schliff und das merkt man zu
deutlich. Für ein paar Stunden kann Silverfall – Wächter der
Elemente zwar durchaus fesseln aber letztendlich gibt es
bessere Spiele in dem Genre, womit ich diesen Titel nur
Genrefans empfehlen kann. jw