1943. Das
Kriegsglück hat sich gewendet und die deutschen Truppen werden
von jetzt an nur noch rückwärts laufen, während die Alliierten
Deutschland immer näher rücken. Trotz alledem ist der Bedarf
an mutigen Soldaten noch lange nicht gedeckt. Also auf,
Uniform übergestreift, Stiefel geschnürt und ab an die
heimische PC-Front!
Im rundenbasierten Taktikspiel Silent Storm von Nival
Interactive ist es Ihre Aufgabe, hinter feindlichen Linien
Ihrem jeweiligen Land zum Siege zu verhelfen. Um die ca. 18
Missionen jeder der beiden Kriegsparteien zu überstehen, steht
Ihnen ein bis zu 5 Mann starkes Team zur Verfügung.
Nach Auswahl der Spielerseite (Alliierte oder Achsenmächte)
und Auswahl einer Spielfigur kann es los gehen.
Anfangs noch im ‚normalen’ Kriegsalltag der Spionageabwehr
tätig, führt Sie die eigenwillige Story von Silent Storm bald
auf den Spuren einer geheimnisvollen dritten Macht quer durch
Europa.
Die Missionsziele sind dabei abwechslungsreich ausgefallen.
Mal müssen Sie einen General beschützen, ein anderes Mal sind
Sie beauftragt, wichtige Informationen zu verschaffen, neue
Waffen zu finden oder gegnerische Offiziere zu kidnappen.
Aus einer ganzen Reihe von Freiwilligen kann man sich zu
Spielbeginn sein Team nach Herzenslust zusammenstellen. Da
warten Grenadiere, Scharfschützen, Sanitäter, Aufklärer,
Minenexperten und normale Soldaten nur darauf mitgenommen zu
werden. Allerdings sollte die Wahl mit Bedacht getroffen
werden, denn das spätere Vorankommen entscheidet sich zu
Teilen schon hier. Ist die Truppe zu sehr auf Feuerkraft
ausgelegt, wird niemand die Verwundungen heilen oder die
Gegend ausspionieren können. Ist die Truppe allerdings zu
defensiv ausgewählt, wird man es in späteren Feuergefechten
recht schwer haben.
Da die frisch zusammengestellte Heldentruppe mit leeren Händen
in der lebensfeindlichen Kriegsatmosphäre natürlich nicht
bestehen kann, braucht sie auch Waffen. Davon gibt es
allerdings in Silent Storm mehr als genug. So entnehmen Sie
entweder |
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den
gefallenen Gegnern ihre Waffen oder rüsten sich in der eigenen
Basis mit selbigen aus. Zur Verfügung steht Ihrer Truppe dabei
ein wahres Arsenal. Angefangen mit der M1 Garand, über das
Gewehr 43, dem Stug43, dem MG42, Handgranaten bis hin zu
Panzerfäusten stehen Ihnen massig verschiedene Waffen zur
Verfügung. Gegen Ende des Spiels reihen sich sogar noch
Laser-Waffen in die Auswahl ein.
Bis auf die fast ausschließlich als Text vorgetragene
Hintergrundgeschichte, weis Silent Storm grafisch völlig zu
überzeugen. Die komplett dreidimensionale, gerenderte
Landschaft sowie die Möglichkeit, verschiedene Etagen von
Häusern einzeln einsehen zu können, überzeugen genauso wie die
Wetter- und Tag/Nacht-Effekte.
Die Steuerung der Kamera geht genauso leicht von der Hand wie
die Steuerung der Spielfiguren selbst. Benutzt wird dabei
prinzipiell die Maus, wobei für jede Funktionalität auch
Schnelltasten auf der Tastatur verfügbar sind. So befolgen
Ihre Mannen artig alle, bequem per Mausklick erteilten,
Befehle. Einen Wermutstropfen gibt es dabei trotzdem. Die
Kamera ist zwar frei zoom-, schwenk- und drehbar ,veranlasst
aber leider oft zu komplizierten Maneuvern. Schuld hat die
mangelnde Transparenz der Wände. So verschwindet schnell ein
Mitglied Ihrer Mannschaft oder Sie kommen mit der Maus einfach
nicht so recht an den Fleck an den Sie gern wollen.
Wie schon erwähnt, handelt es sich bei Silent Storm um ein
rundenbasiertes Spiel, wobei dies nicht völlig korrekt ist.
Wenn nicht anders eingestellt, bewegt sich Ihr Team die meiste
Zeit in Echtzeit. In den Runden-Modus umgeschalten wird erst
bei Waffengebrauch oder wenn Gegner gesichtet werden. In
abwechselnden Zügen kann dann jeweils der Computer oder der
Spieler seine Mannen steuern. Dann kommen Erfahrung und
spezielle Fähigkeiten Ihrer Kämpfer zum Einsatz. Jede
Spielfigur verfügt über 16 verschiedene Charakterwerte. Über
Werte wie Stärke und Gewandtheit bestimmen sich die
Aktionspunkte, über die ebenfalls jede Figur verfügt. Diese
begrenzen im Runden-Modus die möglichen Aktionen der einzelnen
Personen. So werden für Bewegungen wie Rennen, Gehen oder
Schleichen genauso Aktionspunkte verbraucht wie für das Werfen
von Handgranaten oder das Abfeuern einer Waffe.
Im Kampf oder besser bei Waffengebrauch entfaltet Silent Storm
allerdings seine grosse Stärke – in der Physik-Engine.
Prinzipiell ist alles in der Landschaft zerstörbar, sei es ein
Baum oder eine Mauer. Stürzen Spielfiguren, geschieht das so
realistisch, dass man sich oft ein *Autsch* nicht verkneifen
kann. Treffen z.B. Gewehrsalven nicht das gewünschte Ziel
sondern eine Wand, schlägt es dort Brocken heraus und die
Querschläger können immer noch nebenstehende Personen
verletzen. Granatendetonationen verwüsten in Häusern ganze
Etagen und entfernen Böden, Wände und Türen problemlos. Sogar
die Wucht des Aufpralls verschiedenartiger Geschosse ist
offensichtlich. Werden Figuren von normalen Gewehren oder
Pistolen getroffen, fallen sie meist nur um. Erwischt sie
dagegen eine MG-Salve, kann es durchaus sein, dass sie mehrere
Meter nach hinten geschleudert werden.
Zusammenfassung: Wie es der Name schon sagt, bringt
hier Nival mehr als nur frischen Wind in das Taktik-Genre.
Silent Storm ist schlicht und ergreifend Spitzenklasse. Die
offensichtliche Adaption von Titeln wie Jagged Alliance 2 oder
Fallout Tactics ist mehr als gelungen. Die Sound- und
Musikkulisse gibt diesem Taktik-Kracher die nötige Untermalung
und die Grafik steht dem in nichts nach. Absolut begeistert
bin ich von der Physik-Engine. Immer wieder neue Wege finden
sich um die Gegner unschädlich zu machen. Z.B. ein Wachposten
auf einem hölzernen Plateau: natürlich von unter schwer zu
treffen, bietet sich hier die Möglichkeit, solang auf das
Plateau einzuwirken, bis es mit lautem Krachen zusammenbricht
und der Gegner in den Bildschirmtod stürzt.
Silent Storm ist für mich das Taktik-Spiel dieses Jahres und
wird auch nächstes Jahr eine harte Konkurrenz für andere Titel
darstellen – ein absolutes Muss für jeden PC-Taktiker.
Drakos |