Wer von Euch
erinnert sich nicht mehr an die Filme um Robin Hood, ob nun
für die Älteren unter Euch mit Errol Flynn oder die etwas
Jüngeren mit Kevin Costner oder für die humorvollen mit Mel
Brooks in der Titelrolle. Und wer wollte damals nicht auch
einmal ein so ehrlicher und gut erzogener „Verbrecher“ sein
und kämpferisch für das Gute und die Unterdrückten kämpfen.
Spellbound sei Dank, endlich gehen diese Jugendträume in
Erfüllung und Ihr könnt Euren Robin besser darstellen und
entwickeln als es das Weichei Kevin Costner getan hat.
Zur Story brauche ich mit Sicherheit nicht viel zu sagen, denn
die ist jedem in den Grundzügen bekannt. König Richard ist im
Krieg und wird gefangen, der Prinz John versucht mit Hilfe von
abtrünnigen Adelsträgern und dem Sheriff von Nottingham sich
die Krone unter den Nagel zu reißen. Weil unser Held durch
diese Herren seiner Besitztümer beraubt wurde, macht er es
ebenso und beraubt jetzt mit Eurer Hilfe diese Jungs. Nicht um
das erbeutete Geld gleich in Wein, Weib und Gesang zu
investieren, sondern um König Richard aus dessen
Gefangenschaft zu erlösen und dem Prinzen zu zeigen, wo der
Pfeil hin gehört.
Im Spiel habt Ihr die Auswahl aus sechs Helden und drei
Nebencharakterklassen die entsprechende Gruppe für die
einzelnen Missionen (37 gibt es insgesamt) auszuwählen. Diese
Auswahl ist für den Erfolg der Mission sehr wichtig, da die
Haupthelden drei unterschiedliche Fähigkeiten haben. So z. B.
kann unser Robin sehr gut mit Pfeil und Bogen umgehen (wenn
hat das jetzt überrascht?), sein KO- Faustschlag erinnert an
Old Shatter-hand und er kann mit Geldbeuteln um sich werfen,
das es nicht nur eine Freude sondern auch eine Ablenkung der
Gegner ist. Denn die sind zwar ausgesprochen intelligent in
Ihrer Vorgehensweise aber wenn eine Geldbörse plötzlich in
deren Nähe auftaucht, spielen die verrückt und hauen sich
teilweise gegenseitig die Köppe ein. Lustigerweise habt Ihr
die hingeworfenen Geldstücke nicht verloren, denn wenn Ihr die
Soldaten nach ihrem Zwist ausschaltet könnt, Ihr Euer und
deren eigenes Geld wieder aus Taschen holen. Das nenn ich eine
gute Investition.
Stuteley ist ein Meister im Umgang mit Netzen, er kann die
Wachen mit Hilfe von Äpfeln ablenken, tarnt sich als Bettler
und fesselt die KO- Geschlagenen. Little John wiederum kann
Feuerleiter, Gegner KO hauen, pfeifen und die gefesselten oder
ohnmächtigen Gegner wegtragen. Unsere liebe Marian hört
meilenweit den neusten Klatsch, kann mit Kräutern verwundete
Helden heilen und ist im Abschießen von Pfeilen auch nicht zu
verachten. Mein Lieblingsheld, der dicke Priester lenkt die
Soldaten mit Bier sowie Bienenschwärmen ab und sorgt mit
Hirschkeule für das leibliche Wohl. Ihr seht, die optimale
Auswahl erfordert einiges. Kurzer Tipp von mir: Nehmt einen
„Old Shatterhand“, einen „Heilpraktiker“, einen „Verpackungs-spezialisten“
und einen „Rucksack“ auf jede Mission mit und versucht soviel
wie möglich keine Leichen zu hinter-lassen, den je weniger
Überlebende nach einem Auftrag um so weniger Ansehen bei der
Bevölkerung und umso weniger Zulauf von Freiwilligen.
Zu Beginn des Spiels begebt Ihr Euch an der Seite von Stuteley
und drei Nebencharakteren in den Sherwood Forrest. Dort
schlagt Ihr Eure Zelte auf und macht es Euch auf einer
Lichtung gemütlich. |
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Der Wald wird
durch drei Straßen (wunderbar für Überfälle auf Geld-, Steuer-
oder Nahrungstransporte) und fünf großen Städten umschlossen.
Von hier aus könnt Ihr nun die einzelnen Missionen
durchlaufen, die deutlich auf der Übersichtskarte angezeigt
werden. Ihr könnt Euch frei entscheiden, wo Ihr zuerst dem
Sheriff eins hinter die Löffel gebt. Ihr müsst nur auf die
kleine Sanduhr schauen, die bei der Auftragsbeschreibung
sichtbar ist, denn daran erkennt Ihr, wie schnell Ihr dort
gebraucht werdet, bevor die Sache ohne Euch abläuft. Die
Stadtkämpfe müsst Ihr aber unbedingt machen, denn die treiben
die Story voran, die Hinterhalte im Wald sind nicht unbedingt
storyrelevant aber sie bringen viel Geld und das ist ja für
die Rettung des wahren Königs dringend erforderlich.
Alle auf der Karte befindlichen Figuren sind zu Beginn des
Abenteuers als schwarzer Schatten zu sehen und nur durch
direkten Sichtkontakt Eurer Missionsteilnehmer erfahrt Ihr ob
es ein Soldat, ein Kind, eine Magd, ein einfacher Bauer oder
ein Bettler ist. Also immer schon vorsichtig. Auch aus dem
Grund, weil die Mägde, wie auch im realen Leben, immer was
Dummes zu gackern haben, wie z. B.: „Wenn das nicht Robin
ist!“ oder „Zu Hilfe, ein Mörder!“ Nutz deshalb auch immer die
Hilfe eines Bettlers, ist zwar nicht billig aber dafür sicher
und die Tipps sind ihr Gold wert. Fairerweise sagt Euch der
Bettler auch, wenn es der letzte Tipp ist den er für Euch hat.
Nach erfolgreich erledigtem Auftrag geht’s zurück ins Lager.
Dort können die Mitstreiter, die Ihr nicht mit zum Einsatz
nehmt in den unterschiedlichsten Gebäuden alles anfertigen
bzw. anbauen, was für den nächsten Angriff benötigt wird
(z.B.: Heilkräuter, Pfeile, Netze, Bier, Geldsäcke usw.).
Außerdem könnt Ihr Eure Kämpfer im Schwertkampf und im
Bogenschiessen trainieren. Für all das müsst Ihr nur die Leute
zu den einzelnen Stellen bewegen und schon fangen die an
loszulegen auch während der Zeit, in der Ihr Euch in der
Schlacht befindet.
Die Story verläuft zwar linear aber es kommt einem trotzdem so
vor als ob man frei die Geschichte beeinflusst. Eure Abenteuer
führen Euch oft an dieselbe Stelle bzw. in dieselbe Stadt, so
dass Ihr Euch nach kurzer Zeit schon richtig heimisch fühlt.
Zwar werden die Gegner stärker aber Ihr kennt bald schon die
besten Wege durch die Gassen der Städte.
In allen Aufträgen geht es darum, soviel wie möglich Geld zu
organisieren, den Soldaten des Sheriffs bzw. der falsch
orientierten Adligen aus dem Weg zu gehen und entweder eine
Zielperson, ein Objekt oder einen Zielort zu erreichen.
Bei den Waldgefechten ist es ähnlich, nur das Ihr hier mit
aufgestellten Fallen (durch Zielscheiben deutlich erkennbar)
Eure Gegner ökologisch sauber und fast humanitär dezimieren
könnt um dann die Kutsche oder den mitgereisten fetten
Geldsack von den schweren Goldmünzen zu befreien.
Um die Fertigkeiten aller Helden effektiv im Einsatz verwenden
zu können haben die Erschaffer von „Robin Hood“ die
Programmier- Funktion aus Desperados übernommen. Dadurch könnt
Ihr ganze Aktionsketten leicht und überschaulich Euren
Charakteren zuordnen und mit der Leertaste ausführen. Beim
Kampf Mann gegen Mann könnt Ihr Eurem Helden analog zu „Black
& White“ mit gedrückter Maustaste einfach die Schwertbewegung
auf dem Bildschirm malen und schwupp di wupp führt er sie aus.
Treffer erkennt Ihr daran, dass eine kleine Punktzahl über dem
Kopf des Getroffenen erscheint oder das er mit einem
Sternenkopf zu Boden geht. Den kann man dann schön verpacken
und hinter einem Gebüsch ordentlich lagern, damit sich keine
andere Wache verletzt und zufällig über das Bündel stolpert.
Nach einigen erfolgreichen Missionen und vielen Befreiten
dreht sich der Kampf gegen Prinz John zu Euren Gunsten. Denn
jetzt seid Ihr nicht mehr in der Verteidigerposition sondern
könnt jetzt mit Hilfe der befreiten Adligen gegen die Städte
des Prinzen und seiner Verbündeten ziehen. Auch hier habt Ihr
wieder verschiedene Alternativen, z. B. könnt Ihr Geld
schicken oder Ihr entsendet Freiwillige aus Eurer Gefolgschaft
oder Ihr schreitet selber zur Tat und übernehmt kleine
Aufträge (Bote abfangen, Transporte zu Lagerhallen
umfunktionieren, Soldatensold in Eure Taschen fließen lassen
usw.) bzw. löst das Hauptproblem selbst. Bis alle 37 Missionen
erfolgreich durch sind habt Ihr viel Spaß, Unterhaltung und
Motivation. Denn es wird nie langweilig, das einzige was mir
nicht gefallen hat ist die immer gleiche, einfallslose und
damit nervige Sprachausgabe der einzelnen Passanten. Da wäre
mehr Abwechslung sehr wünschenswert gewesen. Auch sind mir die
Ablenkungsmanöver mit den Äpfeln oder Pfiffen zu einfallslos
und umständlich. Es ist viel lustiger und effektiver, einen
Kameraden als Lockvogel vor zu schicken. Auf den stürzt sich
dann die gegnerische Meute und ich kann dann als Robin oder
als Little John von außen in den Kampf eingreifen und allen
Soldaten nach und nach den Sternenhimmel zeigen. Die kleinen
Rollenspielelemente verursachen sehr schnell eine herzliche
Beziehung zwischen den Helden und Mensch. Die Fähigkeiten
hätten nur innovativer und von der Anzahl her mehr und
unterschiedlicher sein können. Die grafische Darstellung hat
mich bis zu dem Punkt begeistert, als ich heran gezoomt habe.
Also da war ich, genauso wie die Wache an der ich gerade meine
Robin-Faust erprobt habe, überrascht und erschrocken. In der
mittleren Vergrößerungsstufe ist die Detailvielfalt,
Atmosphäre und Darstellung der sich bewegenden Mannen
wunderschön, aber nicht näher zoomen. Abgesehen davon ist
„Robin Hood“ ein abwechslungsreiches, überaus motivierendes
und spannendes Taktik- Spiel, das einen von Anfang an fesselt
und in seinen Bann zieht. Der Schwierigkeitsgrad ist
einstellbar und somit ist das Spiel sowohl für Anfänger und
Profis empfehlenswert.
Zusammenfassung: Ein Muss für alle Taktiker, jung
gebliebene Träumer und Fans von Desperados oder Commandos.
Also eine CD mit irischen Folk-Klängen in die Stereoanlage,
die Strumpfhosen angezogen, ein kühles Guiness neben den
Computer, das Schwert und die Pfeile geschärft und ab nach
Sherwood Forrest. |