Dass
Recycling eine feine Sache ist, weis inzwischen jeder. Auch
die Spieleindustrie hat bemerkt, dass es kostensparender sein
kann, Ideen schon erschienener und vor allem erfolgreicher
Titel wiederzuverwenden. So folgt Publisher Dreamcatcher auch
dem Ruf der Altspielverwurstung und lässt mit Metalheart ein
Spiel auf den Markt, bei dem fraglos klar ist, was da
Entwickler Numlock als Vorbild genommen hat, nämlich Fallout.
Schwere Zeiten
Die Helden von Metalheart sind Cheris und Lathan. Die Beiden
sind Piloten und bauen gleich zu Spielbeginn einen Crash mit
ihrem Raumschiff. Gestrandet auf irgendeinem unbekannten
Planeten ist es nun das Ziel des Spielers, die beiden Figuren
wieder startklar zu machen und nach Hause zu bringen. Das
erweist sich allerdings schon nach kurzer Spielzeit als
schwerer als erwartet. Denn zufälligerweise wird der Planet
von fiesen Obermotzen gar bösartig unterdrückt. Diese sehen es
nicht so gern, wenn die Probleme des Planeten auch auf anderen
Planeten diskutiert werden und lassen also niemanden mehr weg.
Den Helden bleibt also nur, sich durchzuschlagen und jenen
dunklen Typen die Stirn zu bieten.
Um von dem Planeten wegzukommen braucht man natürlich ein paar
helfende Hände und Geld. Beides bekommt der Spieler im
Gegenzug zu erfüllten Quests. Diese Quests fallen bei Dialogen
ab, von denen es wirklich mehr als genug gibt. Das hart
verdiente Geld wird dann für Ausrüstungsgegenstände oder
später auch für Körperimplantate ausgegeben. Während man zu
Beginn noch zu zweit umherzieht, kann man später im Spiel bis
zu sechs Personen steuern.
Freiheit
Neben der Bevölkerung des armen Planeten gibt es noch
jemanden, der bei Metalheart recht wenig Freiheit genießt. Und
das ist der Spieler. Angefangen bei der fehlenden
Charakterauswahl oder gar Charaktererstellung, ist die
komplette Story linear. Das erstreckt sich bis hin zu den
Dialogen. Im Multiple-Choice gehalten, hat der Spieler aber
gar keine Wahl. Denn alle Dialogoptionen stehen von Anfang an
fest, so dass es eigentlich egal ist, was man sagt.
Schlussendlich muss man ja doch alle Antworten durchgehen um
weiter zu kommen. Auch auf Rollenspiel-übliche Elemente wie
Erfahrungsverteilung auf Charakterwerte wurde verzichtet. Zwar
kann das mit Implantaten geregelt werden, lässt aber bei
weitem nicht die Möglichkeiten zu, die man normalerweise hat.
Zug um Zug
Grundsätzlich läuft das komplette Spiel in Runden ab, nur wird
das erst richtig offenbar, wenn ein Kampf aufzieht. Dann
schaltet das Programm merkbar um und jede Seite ist
abwechselnd am Zuge. Jede der vom Spieler gesteuerten Figuren
verfügt über eine gewisse Anzahl an Aktionspunkten, die
beliebig verbraucht werden können. Unterschiedliche Aktionen
sind dabei unterschiedlich teuer und jeder Zug sollte genau
überlegt sein. Sonst kann es schnell passieren, dass die
Helden tot im Staub liegen.
Das Auge spielt mit
Grafisch wurde auch zu 100% auf das Vorbild gesetzt und die
inzwischen völlig aus der Mode gekommene Iso-2D-Ansicht
gewählt. So alt wie die Ansicht ist denn auch die Grafik an
sich. Selten sah man sich in letzter Zeit in so tristen
Spielwelten gefangen. Eintönig texturierte Räume und
einfallslos immer gleiche Vegetation geben dem Spiel einen
Eindruck, der auch vom Leveldesign nicht korrigiert wird.
'Tot' ist das treffende Wort. Oftmals findet man sich nach
Benutzung einer Tür einfach in einem leeren Raum wieder, so
dass man sich fragt, wieso sich die Entwickler überhaupt die
Mühe gegeben und diese Räume hingesetzt haben.
Ähnlich verhält es sich mit Musik und Sound. Dass alle Dialoge
von englischer Sprachausgabe und deutschem (nicht immer
korrekt übersetztem) Text geprägt sind, ist hinsichtlich der
ganzen Präsentation irgendwie schon zu erwarten. Die |
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Waffensounds
sind etwas dünn ausgefallen und Umgebungssounds darf man in
einer offenbar toten Welt eh nicht erwarten. Sporadisch taucht
im Hintergrund immer mal wieder etwas Musik auf, was
allerdings absolut nicht zur Steigerung der Atmosphäre
beiträgt. Es sei denn, Eintönigkeit sollte vermittelt werden.
Zusammenfassung: Von Klassikern abzukupfern ist kein
Verbrechen und keine schlechte Idee. Nur sollte man diese doch
aufbohren und verbessern und nicht den Rotstift ansetzen und
Features streichen! Metalheart ist ein um fast alle wichtigen
Rollenspielelemente gekürztes und um kein Stück
weiterentwickeltes Fallout. Besonders unschön sind Momente, in
denen einer der Helden (der männliche, welcher sonst) einfach
den Dialog übernimmt und mit einem Maximum an Idiotie genau
das sagt, was ich nie und nimmer gesagt hätte, nur um den
Spielverlauf in eine andere als von mir gewünschte Richtung zu
bringen. Oder aber man wird ohne jeglichen Grund auf offener
Strasse von der örtlichen Wache angegriffen und getötet. Das
sind echte Motivationskiller.
Glück für Dreamcatcher ist, dass das Spielprinzip
unverwüstlich ist und auch nach den Jahren oder einer so
minimalistischen Präsentation immer noch fesselt. Klar, die
Entwickler sind absolut lieblos herangegangen und es wäre bei
weitem mehr herauszuholen gewesen, hätte man nur eins zu eins
kopiert. Aber wenn man sich erstmal mit der Eintönigkeit
abgefunden hat, gewinnt man für gewisse Zeit sogar Spielspass.
Wenn man noch bedenkt, dass Metalheart zu einem recht
moderaten Preis angeboten wird, ist der Kauf schon eine
Überlegung wert. Obwohl, Fallout kostet ja quasi auch nichts
mehr... jw |