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Joint Task Force

Strategie

In der ewigen Suche nach interessanten Szenarien für Strategiespiele gewinnt das aktuelle Geschehen scheinbar immer mehr an Beachtung. So zu beobachten bei Joint Task Force, einem Echtzeitstrategiespiel aus dem Hause Most Wanted Entertainment. Hintergrund von JTF ist das immer stärker werdende Problem des Terrorismus und die Bekämpfung desselbigen. Zu eben diesem Zweck wurde nämlich die JTF gegründet, eine international agierende Truppe von Spezialisten mit modernster Ausrüstung.

Rund um die Welt
In 5 Kampagnen mit insgesamt 20 Missionen wird die JTF an jüngere bzw. aktuelle Krisenschauplätze geschickt und darf dort für Ordnung sorgen, wo andere versagt haben. Konkret handelt es sich dabei um Somalia, Bosnien, Kolumbien, den Irak und natürlich auch Afghanistan.
Im Kern der Handlung von JTF steht Major O'Connell. Ein erfahrener Soldat, der allerdings aus anderen Kampfeinsätzen einige Selbstzweifel mitbringt, die dem Spiel eine moralische Wirkung geben sollen. Trotz des zentralen Helden ist der Zusammenhang zwischen den Kampagnen eher grob. Gerenderte Filmsequenzen versuchen allerdings, während des Spiels und zwischen den Missionen die Story noch zu vertiefen.

Nachschub rollt
Wie schon erwähnt ist JTF ein Echtzeitstrategiespiel. Dankenswerterweise jedoch eines, dass komplett ohne Basenbau auskommt. Zu Beginn jeder Mission verfügt der Spieler über eine gewisse Anzahl vorgegebener Truppen, die nicht wählbar sind und mit denen er erstmal so auskommen muss. Später im Spielverlauf ist es jedoch möglich Verstärkungen zu rufen, was über einen relativ simplen Mechanismus geschieht. Als Grundlage für Nachschub dient natürlich erstmal Geld. Dieses Geld steht einem entweder schon zu Missionsbeginn zur Verfügung oder aber man erhält es als Belohnung für das Erfüllen einzelner Missionsziele. Mit diesem Geld ist es jedem Offizier in der Truppe möglich, Nachschub per Helikopter direkt an den aktuellen Standort anzufordern. Das kann dann jederzeit und überall geschehen. Allerdings können auf diesem Wege nur kleinere Reservetruppen wie einzelne Soldaten, Versorgungskisten oder ähnliches angefordert werden. Grösseres Gerät wie Panzer, mobile Artillerie oder Versorgungsfahrzeuge benötigt dagegen einen Flugplatz und wird direkt dorthin eingeflogen. Flugplätze gibt es zum Glück in fast jeder Mission, nur müssen diese erst mal dem Feind entrissen werden. Neben dem Geld gibt es leider noch einen zweiten Faktor, der entscheident für den Zustand unserer Truppe ist, und zwar die Presse. Immer auf der Jagd nach einer guten Story hängt unserem Protagonisten eine Journalistin an den Fersen, die natürlich versucht die JTF in möglichst schlechtem Licht dastehen zu lassen. Rückt man also unbedacht vor und verursacht Verluste in der Zivilbevölkerung, wird die Presse der JTF eher negativ gegenüberstehen, was natürlich auch zu einer schlechteren öffentlichen Meinung führt. Das Ende vom Lied sind im schlimmsten Fall enorme Probleme beim Nachschub und damit bei der Erledigung der Missionen.

Den Anfang macht der Plan
Da sich JTF mit dem Schwierigkeitsgrad nicht gerade zurückhält und darüberhinaus Wert auf eine möglichst realistische Gestaltung aller Waffen und ähnlichem legt, ist überlegtes taktisches Vorgehen absolute Pflicht. Brachiales Anstürmen hingegen endet meist mit einem Griff

zur Schnellladen-Taste. So sollte man sich im Vorhinein schonmal die Karte anschauen um festzustellen, wie das Gelände beschaffen ist, und man sollte sich auch im Klaren darüber sein, welche Stärken und Schwächen die eigenen Einheiten haben. Glücklicherweise können die meisten Einheiten in ihrer Bewaffnung angepasst werden. So ist es z.B. möglich MGs, Panzerabwehrwaffen oder Granatwerfer auf Jeeps zu schrauben und Rangers können mit verschiedenen Zusatzwaffen wie Handgranaten oder C4-Paketen ausgestattet werden. Derlei Aktionen geschehen ebenso wie Aufmunitionierung und Reparatur von Fahrzeugen in einer mobilen Versorgungsstation. Neben dieser gibt es noch eine Reihe von Panzern und Panzerspähfahrzeugen, Humvees, mobile Artillerie, Scharfschützen, Sanitäter bis hin zu Kommandotruppen und etlichem anderen mehr. Da die Packung mit der offiziellen Lizensierung von Militärtechnologie von führenden Rüstungskonzernen wirbt, kommt sicher kein Hobbystratege zu kurz. Schön ist dabei auch, dass verlassene bzw. nicht besetzte Fahrzeuge in Besitz genommen werden können. So kommt man denn auch nicht umhin, mit russischen Panzern durch die Gegend zu fahren.
Eine Besonderheit von JTF möchte ich hier noch nennen. Am Ende jeder Mission ist es dem Spieler erlaubt, einen ausgewählten Soldaten zum Offizier zu befördern. Aus der Sammlung von Offizieren kann dann jeweils zu Missionsbeginn ausgwählt werden, wer einen durch das hektische Treiben begleiten soll. Alle Soldaten gewinnen im Lauf einer Mission an Erfahrung und steigen in ihren Erfahrungsstufen auf. Offiziere erhalten die Möglichkeit, bei jedem Aufstieg eine von neun speziellen Fähigkeiten zu erlernen.

Auge, Hand und Ohr
JTF ist die Optik betreffend eine absolute Augenweide. Stimmige Landschaften, bombastische Explosionen, detailierte Einheitengrafiken, Fahrzeugspuren oder im Wind wehendes Gras sind nur einige der beeindruckenden grafischen Leckerbissen. Abseits des Geschehens ist es möglich, Giraffen beim Fressen zu beobachten oder zuzusehen, wie sich Nilpferde genüsslich in kleinen Tümpeln räkeln, während woanders Panzer ihre Spuren im Sand hinterlassen und sich ihren Weg durch Zäune und Vorgärten bahnen. Auch die komplette Physik der Spielwelt ist sehr realistisch geraten, da hier das System AGEIA zum Einsatz kommt.
Akkustisch braucht sich JTF auch nicht zu verstecken. Sehr stimmungsvolle Musik umrahmt die unter Umständen langen Einsätze wunderbar und auch sonstige Sounds sowie die Synchronsprecher wissen auf der ganzen Linie zu überzeugen. Zwar hält sich die Abwechslung der gesprochenen Kommentare auch in Grenzen, doch haben es die Entwickler hier geschafft, das so zu gestalten, dass die Kommentare nicht nerven.
Steuerungstechnisch gibt es eigentlich auch nicht viel zu sagen. JTF beinhaltet diesbezüglich alles, was ein Strategie-Fan heutzutage erwartet und setzt mit der Funktion Einheiten anderen Einheiten folgen zu lassen, sogar noch eins drauf. Lediglich die Kamera scrollt zu langsam, wenn sie mit der Maus bewegt wird. Ansonsten ist die Kamera in der 3D-Landschaft frei beweglich, neig- und drehbar und lässt sich natürlich auch frei zoomen.

Zusammenfassung: JTF ist sicher nicht der Überhammer im Strategiesektor schlechthin. Denn dafür mangelt es storytechnisch zu sehr an Tiefgang. Auch sorgt der etwas unbedarfte Umgang mit der Problematik bei mir etwas für Zahnschmerzen – da darf man ruhig etwas kritischer sein. Noch dazu, wenn man sich an brisante aktuelle Themen wagt. Darüberhinaus ist JTF jedoch eine kleine Perle im Genre, da hier ungewohnt stark taktisches Vorgehen gefragt wird und auch erfahrene Generäle gefordert werden. Auch das Offizierssystem ist eine gute Idee, da so doch eine engere Bindung an die Soldaten entsteht und man die Jungs denn doch nur sehr ungern verliert. Alles in allem ist JTF durchaus ein gelungenes Spiel, dass sich auf jeden Fall anzusehen lohnt. jw

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