Was tut man
am besten, um einen Spiele-Klassiker neu zu vermarkten? Man
nehme das Spiel, schraube etwas an der Grafik herum, erweitere
den Umfang etwas und schon hat man einen neues, altes Spiel.
Am Namen braucht nicht viel verändert werden, da tut es schon
ein kleiner Zusatz.
So in etwa muss es wohl bei Jagged Alliance 2 Wildfire
abgelaufen sein. Die ältere Generation der
Strategie-Spieler-Zunft runzelten wohl ob des Namens erst
einmal die Stirn (JA2? - gab es das nicht schonmal?). Der
wichtige Zusatz Wildfire wurde dabei wahrscheinlich übersehen,
obwohl er doch die wichtige Information enthält, dass es sich
hierbei tatsächlich um eine aufgemöbelte Neuauflage des
Klassikers von vor 6 Jahren handelt. Herausgebracht wird das
Ganze von Zuxxez Entertainment, wobei iDea Games als
'Entwickler' fungierten. Eigentlich sind die Änderungen derart
marginal, dass eine Vorstellung gar keinen Sinn machen würde,
doch da es sich hier um einen wirklichen Meilenstein des
Genres handelt, schauen wir uns nochmal genau an, worum es
geht.
Die Welt ist böse
Nun, zumindest gibt es Länder auf der Welt, in denen Schlimmes
vor sich geht. Diktatoren unterdrücken die Bevölkerung und
machen sich auf deren Kosten ein angenehmes Leben. Andere,
sich freiheitsliebend nennende, Länder müssen ob solcher
Mißstände natürlich eingreifen und alles Unrecht verhindern.
Das bildet die, zugegeben etwas dünne, Story von Jagged
Alliance. Das Land heisst Arulco, der Diktator ist weiblich
und heisst Deidranna und freiheitsliebend sind natürlich die
USA. Deidranna hat sich in Arulco ein Drogenkartell aufgebaut
und bedroht damit also sogar die ganze Welt. Da aber
militärische Eingriffe Sprengstoff auf internationaler
Diplomatieebene sind, müssen verdeckt operierende Kräfte her.
Dass sich dahinter natürlich der Spieler verbirgt ist klar.
Neue Helden braucht das Land
Aus 72 zur Verfügung stehenden Söldnern muss sich der Spieler
nun schlagkräftge Trupps aus jeweils bis zu 10 Mann
zusammenstellen. Jeder Söldner verfügt über bestimmte
Fähigkeiten, aber auch über Nachteile. Die Fähigkeiten
erstrecken sich von der Benutzung bestimmter Waffengattungen
und Panzerungen über medizinische Kenntnisse bis hin zur
Handhabung von Sprengstoffen und der Behandlung von Minen,
Türen und dergleichen. Jeder Söldner hat aber eigene
Vorstellungen und Wünsche. Das macht sich zuerst beim Preis
der Leute bemerkbar. Darüberhinaus arbeitet der ein oder
andere aber nicht oder auch besonders gern mit einem
bestimmten anderen Söldner zusammen. Damit also das Team
funktioniert, ist schon bei der Zusammenstellung genau zu
überlegen, was man will und wer mit wem harmoniert. Dank der
Beschreibungen der einzelnen Charaktere ist das aber lediglich
etwas Lesearbeit.
Der Zweck heiligt die Mittel
Mit den zusammengestellten Trupps geht es nun durch das
schachbrettförmig aufgegliederte Arulco. Jedes Feld entspicht
dabei einem Sektor, in den bei Bedarf |
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hereingezoomt
werden kann, um die Steuerung der jeweils anwesenden Truppe zu
übernehmen. Denn jeder Sektor birgt eine mit Spielfortschritt
steigende Anzahl an Feinden, um die sich gekümmert werden
muss. Das tut man natürlich am besten mittels
Schusswaffengebrauch. Sind Feinde in einem gewissen Umkreis
der eigenen Leute, schaltet das in Echtzeit ablaufende Spiel
in eine Art Rundenmodus um. Spieler und Gegner sind nun
wechselseitig am Zug und dürfen ihre Mannen vorrücken lassen.
Jede der Figuren verfügt dabei über Aktionspunkte. Jede Aktion
verbraucht eine gewisse Anzahl dieser Punkte. Wenn keine mehr
übrig sind, heisst es warten auf die nächste Runde und hoffen,
dass der Charakter überlebt. Neben bösen Buben gibt es in
Arulco natürlich auch Zivilisten, die naturgemäss mit der
Regierung nicht viel am Hut haben. Dummerweise stehen diese
Leute aber auch den meisten Fremden recht skeptisch gegenüber,
was Gespräche nicht immer erleichtert. Jedoch stösst man schon
bald auf die obligatorische Widerstandsgruppe und erhält so
auch von dieser Seite Unterstützung.
Nicht alles was neu ist, ist gut
Soweit im Groben das Spiel, wie es sich auch schon vor 6
Jahren präsentierte. Aber was hat sich nun geändert? Wie schon
erwähnt, lässt sich das recht kurz zusammenfassen. Es gibt
neue Sektoren und die Sektoren selbst wurden überarbeitet.
Neue Waffen wurden hinzugefügt und es gab grafsche Änderungen.
Diese grafischen Änderungen beschränken sich allerdings nur
auf eine Erhöhung der Auflösung. Das Spiel ist nun in einer
Auflösung von 1024x768 Pixeln zu bewundern. Allerdings ist
eben die Grafik noch die selbe wie vor 6 Jahren. Die Kamera
kann weder gezoomt noch gedreht sondern nur gescrollt werden.
Was das für die Übersicht bedeutet ist klar. Die nicht
verringerbare Auflösung unterstützt die Verwirrung dabei
leider nur.
Zusammenfassung: Aufgrund des genialen und äußerst
spannenden Spielkonzepts war Jagged Alliance 2 schon zu seiner
Zeit Meilenstein und daran hat sich auch bis heute nichts
geändert. Das aber eine zeitgemäße Präsentation trotzdem
vonnöten ist, sieht man Wildfire deutlich an. Andere Titel wie
Silent Storm lassen Wildfire im Schatten stehen und werfen die
Frage auf, warum es anstatt dieser mäßigen Neuauflage keine
komplett neue und zeitgemäße Fortsetzung von Jagged Alliance
2 gibt.
Einsteiger sollten sich in Acht nehmen, da der
Schwierigkeitsgrad trotz seiner drei Stufen alles andere als
niedrig ist. Fans die sich schon von den beiden ersten Titeln
nicht trennen konnten, können sich hier wieder aufgewärmtes
Strategen-Futter holen das bestimmt schmeckt. Aber auch wer
den Klassiker noch nicht hat und sich vor der Optik nicht
scheut, sollte hier auf jeden Fall zuschlagen. jw |