Nach dem uns
Rondomedia mit der vorjährigen Wirtschaftssimulation Rotlicht
Tycoon bereits in ebendieses Milieu führte, geht es mit Erotic
Empire nun in ganz ähnliche Gefilde.
Der Titel sagt eigentlich schon alles – hier geht es darum,
einen Erotik-Konzern aufzubauen und sich gegen die Konkurrenz
zu behaupten. Der Spieler kann sich entweder in einem freien
Spiel austoben und ohne jegliche Zielstellung nur den
heiß ersehnten Millionen entgegenarbeiten, oder aber die
Missionen mit so klangvollen Namen wie 'Ich bin der Kino-King',
'Feuchte Finger' oder gar 'Große Dinger' absolvieren. Dabei
gilt es dann vorgegebene Zielstellungen wie den Verkauf von
10.000 Gummipuppen innerhalb von 50 Wochen oder der Eröffnung
von 10 Filialen innerhalb 150 Wochen zu realisieren. Der
Aufbau der Firma läuft allerdings unabhängig von der Mission
immer wieder gleich ab. Als erstes steht dem Spieler ein
leeres Gebäude mit immer gleichem Grundriss zur Verfügung. In
vier Etagen darf sich der Spieler die vorgegebenen
Räumlichkeiten einrichten. Bei den meisten Räumen wie dem
ToyLab, dem Movie Studio, dem Photo Studio, dem Call-Center
oder dem Vertriebsraum sind das lediglich zwei Mausklicks:
einmal in den Raum und dann auf einen Button namens
'Einrichten'. Dass da nicht viel Raum bleibt für eigene Ideen
ist irgendwie klar. Der wohl einzige Raum der selbst
eingerichtet werden kann, ist die Produktionshalle. Dort
stellt der Spieler Maschinen verschiedenen Typs, verschiedener
Funktionalität und natürlich verschiedenen Preises auf. Ist
das alles organisiert, bleibt etwas Zeit, da die Räume und
Maschinen nicht sofort fertig sind. Die Zeit wird genutzt um
Angestellte für sein aufstrebendes Unternehmen zu suchen.
Dafür gibt es im ganzen Spiel direkt volle drei Anlaufplätze:
die Disco, das Café und die Messe. Auf der Messe gibt es
wiederum drei Stände an denen man sich aus verschiedenen
Angestellten einen aussuchen kann (was würde man sonst auf
einer Messe tun, wenn nicht Angestelltensuche). Diese
Angestellten decken die Bereiche Vertrieb, Produktion und
Forschung ab. In der Disco und im Café werden dann
logischerweise die Mädels rekrutiert, ohne die die Firma ja
nicht auskommt. Diese werden anhand von drei (was haben die
Entwickler nur mit ihrer drei?) Talenten unterschieden:
Tanzen, Modeln und Schauspielerei. Je nachdem was die
jeweilige Kandidatin kann, wird sie als Photomodel,
Wäschemodel oder als 'Schauspielerin' in einem Film ihren
Platz finden. Jeder Angestellter verfügt über eine bestimmte
Menge an Motivation, die natürlich den Preis und die Qualität
seiner späteren Arbeit reguliert.
Hat man genügend Leute eingestellt, heißt es erstmal warten,
bis einer der Räume fertig eingerichtet ist. Das kann auch
manuell beschleunigt werden indem man die Geschwindigkeit
etwas hochschraubt oder einfach einzelne Tage überspringt.
Kann endlich mit der Arbeit begonnen werden, müssen Produkte
entworfen werden. Das mögliche Sortiment reicht von
Vibratoren, Bildbänden, Kalendern, Videofilmen, Handschellen,
Kondomen bis hin zu wirklich hässlichen Wäschestücken. Der
Entwurfsort für Sex-Spielzeuge ist das ToyLab. Will man zum
Beispiel einen Vibrator |
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entwerfen,
sind (mal wieder) drei Eigenschaften zu wählen: Größe, Farbe und Form. Das fertig
entworfene Produkt erhält noch eine Qualitätseinstufung, wird
gespeichert und kann in Produktion gehen. Dazu geht es in die
Produktionshalle an den hoffentlich aufgestellten Automaten.
Dort wird die Produktionsmenge und noch eine Anzahl an
Arbeitern eingestellt. Anschließend legt man noch den Preis
für den Verkauf fest und ist eigentlich schon fertig. Das
ganze wird dann für jeden einzelnen Artikel wiederholt, bis
alles mal hergestellt wurde. Dabei werden immer mal wieder
Finanzen überprüft und eventuell ein Kredit aufgenommen. Wer
will, kann noch etwas Werbung schalten, was aber auch nicht
viel spannender ist als der ganze Rest. Nach der ganzen Arbeit
heißt es dann schließlich zurücklehnen und irgendeine
Beschäftigung suchen. Denn Erotic Empire hat nichts mehr zu
bieten, was man noch tun könnte. Oder vielleicht doch? Nein,
nicht wirklich. Die angepriesenen '24 heißen Girls' erweisen
sich als toller Witz und die prickelnde Erotik als pure
Langeweile. Weder die arg veraltete und sehr detailarme Grafik
noch das eine nervige Musikstück schaffen es hier auch nur im
Ansatz zu fesseln. Also mal ehrlich, wir haben das Jahr 2005!
Da darf ich grafisch schon mehr erwarten als graue Wände und
immer gleich texturierte Böden.
Zusammenfassung: Sex sells. Denkt man zumindest. Und
damit einher geht dann offensichtlich auch die Meinung, dass
Spiele halbnackte Render-Frauen zeigen müssen, um sich zu
verkaufen. Dummerweise reicht das aber bei weitem nicht aus.
Und schon gar nicht, wenn alles derart aufgesetzt wirkt und
das zugrunde liegende Spiel einfach nur lieblos gemacht ist. Es
gibt eine ganze Menge besserer Wirtschaftssimulationen, bei
denen sich allerdings auch mehr um das Spiel, als um die
Aufmachung gekümmert wurde. jw |