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Earth 2160

Strategie

Wenn man dieser Tage mit einem Spiel liebäugelt, kann es passieren, dass dieses Spiel zurückblinkt. Vorgemacht wird das von der Verpackung von Earth 2160 oder besser dessen integriertem Bewegungsmelder plus zugehöriger blauer LED. Doch beim Bewegungsmelder hört die durchdachte Packung nicht auf. Auf der Rückseite findet sich ein 3D-Bild und der Spiele-DVD beiliegend gibt es noch eine Soundtrack-CD, ein Farbposter und ein ca. 140-seitiges gedrucktes Handbuch. Das sich Zuxxez mit der Präsentation Mühe gegeben haben, ist offensichtlich. Bleibt nur zu hoffen, dass das Spiel mit den selben Anstrengungen geschaffen wurde.

Ein neuer Konflikt
In Earth 2160 stehen sich die Lunar Corporation (LC), Eurasian Dynasty (ED), United Civilized States (UCS) und eine Alienrasse als vier Fraktionen gegenüber. Der Kern des Konfliktes ist dabei bereits im Vorgänger zu finden. Nachdem sich die Erde verabschieden musste, finden sich alle beteiligten Fraktionen auf dem Mars wieder ein, um den Konflikt weiter auszutragen. Da es leider Komplikationen mit der Schiffs-KI der UCS gab, tauchen diese erst später im Spiel in Form von Maschinen auf. Im gemeinsamen Wüten der drei Fraktionen wird im Spielverlauf auch noch eine alte Alienrasse geweckt, die daraufhin gründlich mitmischt.
Erzählt wird die Story in kurzen Zwischensequenzen und einer ganzen Ecke an Dialogen, die über das ganze Spiel verstreut sind.
Für jede Fraktion gibt es in Earth 2160 natürlich eine eigene Kampagne. 10 Missionen pro Kampagne klingen dabei zwar nach nicht viel, da aber keine der Missionen in unter einer Stunde zu schaffen ist und man im Normalfall weit mehr Zeit braucht, ist hier eine lange Spielzeit garantiert.

Bau auf, bau auf
Da es sich in gewissem Rahmen bei Earth 2160 um Aufbaustrategie handelt, bleibt der Basenbau nicht aus. Und obwohl der Anfang der meisten Missionen mit dem Auf-/ bzw. Ausbau der eigenen Basis beginnt, ist dies nicht zentraler Bestandteil des Missionsdesigns. Der ist nämlich beim Einheitenbau zu finden, wobei hier neue Wege gegangen werden. Auf den üblichen Technologiebaum und die damit zusammenhängende Forschung wurde zwar nicht verzichtet, jedoch werden hier keine fertigen neuen Einheiten erforscht. Vielmehr handelt es sich dabei um eine ganze Menge von Einzelteilen wie verschiedenen Fahrzeug-, Waffen- und Panzerungstypen, diverse Abwehrsysteme und noch eine ganze Menge an anderen Zusatzsystemen. Mit Hilfe dieser Systeme kann sich der Spieler dann eigene Einheiten prototypisch zusammenbauen und so seinen Fuhr- und Waffenpark ganz auf seine Bedürfnisse anpassen. Das lässt natürlich viele Freiräume und ist auch enorm wichtig, da zum Beispiel die verschiedenen Munitionstypen logischerweise unterschiedliche Panzerungsarten an den Fahrzeugen bedingen: egal wie groß der angreifende Mob ist, mit der falschen Panzerung hat selbst die dickste Panzerarmada keine Chance.
Schon an diesem einfachen Beispiel sieht man deutlich, dass sich die Entwickler bei Reality Pump viel Mühe gegeben haben, Schwächen des Genres auszumerzen und durch das Spieldesign den Spieler wirklich zu fordern.
So werden Missionsziele wie das Zerstören der gegnerischen Basis im Sektor zu einer wirklichen Herausforderung. Der Angriff ist im Normalfall nicht wie üblich innerhalb von zehn Minuten und mit einem Grossaufgebot an Panzern oder ähnlichem erledigt. Immer wieder müssen Verstärkungen herangeschafft und das Vorgehen überdacht werden, während die Schlacht weitertobt. Richtige Einheiten wollen auf die richtigen Ziele angesetzt werden und angeschlagene Einheiten müssen repariert werden. Durch ein Erfahrungssystem werden die Einheiten im Kampf immer besser und somit auch wichtiger.

Das Auge spielt mit
Mit seiner beeindruckenden grafischen Präsentation entreißt Earth 2160 dem Genre-Kollegen Ground Controll II den Thron der Grafikpracht. Hier sieht einfach alles spektakulär aus. Das geht von aufwirbelndem Staub, Druckwellen bei Explosionen über Lichteffekte der Geschütze bis hin zu den Glanzeffekten der Gebäude- und Fahrzeugoberflächen. Durch eine ganze Reihe an selbst entwickelten Techniken schaffen es die Entwickler, alle möglichen Oberflächen herrlich plastisch wirken zu lassen. Auch Verschleißerscheinungen wurden mit der gleichen Liebe zum Detail bedacht, wie die Figurenbewegungen im Allgemeinen: Lasergeschütze fahren auf Mauern entlang, Rohstoffsammler schweben bedächtig durch die Landschaft und Aliens laufen vielgliedrig durch die Gegend. Scheinbar gibt es immer wieder etwas zu entdecken und es macht einfach immer wieder Spaß, die Kamera so nah wie möglich an verschiedene Einheiten heranzuzoomen und diese ganz aus der Nähe zu betrachten.
Mit nicht ganz so viel Liebe scheinen die Entwickler allerdings an den akustischen Teil und die Story gegangen zu sein. Der Soundtrack bewegt sich in Bahnen von gewöhnungsbedürftig über langweilig bis hin zu unpassend. So sehr das Titelstück auch versucht Atmosphäre aufzubauen, ewig ins Ohr trötende pathetisch, euphorische Musikstücke schaffen es manchmal, diese ganze Atmosphäre wieder zu zerstören. Ebenso wirken sich die streckenweise genauso klischeehaften wie platten Dialoge aus. Zwar wurde sogar der deutsche Synchronsprecher von Bruce Willis angeheuert, um dem Helden seine Stimme zu leihen, jedoch wirken die anderen Sprecher oftmals schrecklich amateurhaft daneben.

Zusammenfassung: Trotz der genannten Nachlässigkeiten in der Vertonung ist Earth 2160 ein absolutes Muss für Strategiefans. Dank seiner Neuerungen und des überlegten Spieldesigns sollten Anfänger zwar lieber die Finger davon lassen, aber alle anderen werden endlich wieder etwas gefordert. Das innovative Baukonzept, die prächtige Grafik und das hervorragende Spieldesign lassen alle bisherigen Gen0revertreter schlichtweg im Schatten stehen! jw

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