Im Test zu
Codename:Panzers habe ich mich noch beschwert, dass kaum
Spiele zum D-Day herausgekommen sind, und schon kommt das
zweite Spiel ins Haus geflogen. D-Day ist der Quasi-Nachfolger
zu Afrika Korps vs. Desert Rats und stammt aus der
Softwareschmiede Digital Reality.
Wie der Name schon sagt, wird hier die Invasion in der
Normandie thematisiert. Von der Landung am 06.Juni 1944 bis
hin zum Ende der Schlacht um den Kessel von Falaise am
20.August 1944 kann sich der geneigte Hobbystratege als
Feldherr beweisen. Auf Seiten der Alliierten gilt es 12
Missionen zu absolvieren, und so die deutschen Besatzer aus
der Normandie zu vertreiben. Die Missionen erstrecken sich
über 3 Abschnitte, die allerdings, ebenso wie die Missionen
selbst, nicht direkt zusammenhängen. Das bedeutet, es gibt
keine Kampagnen im herkömmlichen Sinne, es existiert keine
Story und es gibt auch keine Helden, die der Spieler durch den
Krieg hinweg begleiten kann. Genau genommen wird man die
erfolgreich durch eine Mission gebrachten Soldaten in keiner
anderen Mission wieder sehen. Vielmehr hat der Spieler hier
die Chance, sich in 12 Gefechten zu bewähren, die sich an
historischen Ereignissen orientieren. Sei es nun die Einnahme
der Pegasus-Brücke, die Eroberung von St. Mere-Eglise oder die
Erstürmung des Omaha-Beach, die Entwickler haben sich viel
Mühe gegeben reale Geschehnisse ins Spiel zu packen. Zu jeder
Mission wird der historisch interessierte Spieler mit einer
Fülle an Hintergrundinformationen versorgt. Sogar eine ganze
Reihe an Interviews mit Veteranen wurden dem Spiel beigefügt.
Diese Realitätsnähe im Spieldesign führt natürlich auch dazu,
dass es in D-Day keinerlei Ressourcen-management gibt. Es gibt
keinen Truppenpool, der von Mission zu Mission übernommen und
erweitert wird und der Spieler hat auch nicht die Möglichkeit,
vor Beginn einer Mission die Einheiten zu wählen, die er mit
in die Schlacht nehmen will. In D-Day gilt es mit dem
auszukommen, was da ist. Und das erfordert einiges taktisches
Geschick. Schnell wird offenbar, dass die Entwickler mehr Wert
auf taktische Tiefe als auf Massenschlachten gelegt haben. So
ist es dem Spieler möglich, jedes im Spielfeld befindliche
Gebäude, Fahrzeug oder Geschütz in Beschlag zu nehmen. Kommen
feindliche Panzer daher, werden diese solange beschossen, bis
die Besatzung weicht. Anschließend wird das Vehikel repariert
und in die eigenen Reihen überführt. Gebäude, die von
feindlichen Truppen gehalten werden, können auf 3
verschiedenen Wegen von selbigen befreit werden. Zum einen
wäre da natürlich die Variante, mittels Infanterie die Gegner
aus ihren Löchern zu schießen. Als zweites kann man das Haus
von eigenen Truppen stürmen lassen. Oder aber man lenkt die
eigenen Geschütze darauf und macht das Haus dem Erdboden
gleich. Bunker können als vierte Variante ebenso wie Brücken
von Pionieren gesprengt oder aber als fünfte Variante mit dem
Flammenwerfer ausgeräuchert werden. Aus dieser riesigen Reihe
an Methoden ergeben sich natürlich auch immer wieder neue
Spielsituationen, die für Spannung sorgen. Sinnloses Anrennen
der eigenen Infanterie gegen Bunkeranlagen und befestigte
Maschinengewehrstellungen endet meist mit einer Menge toter
Bildschirmsoldaten. Ein gut gelegter Hinterhalt mit
Flammenwerfern kostet leicht eine Handvoll Panzer das Leben.
Und ein Angriff von Infanterie ohne Panzerabwehrwaffen auf
Panzer endet schnell mit einer ganzen Reihe an überfahrenen
Soldaten.
Ganz klar, in D-Day entscheidet cleveres und bedachtes
Vorgehen. |
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Angriffe mit
großer Masse haben hier kaum eine Chance. So ist es zum
Beispiel auch wichtig, entdeckte Feindstellungen so schnell
wie möglich zu neutralisieren, da sie im späteren
Missionsverlauf von immenser Wichtigkeit werden können.
Steuerungstechnisch orientiert sich D-Day an genreüblichen
Standards. Die Einheiten können prinzipiell separat gesteuert
oder auch zu Gruppen zusammengefasst werden. Truppenteile
werden dazu mittels Maus ausgewählt und können mit
Schnelltasten belegt werden. Per Doppelklick auf eine Einheit
werden alle in Sicht befindlichen Einheiten vom gleichen
Einheitentyp selektiert.
Die Soldaten können kriechen und laufen, können zu
Sturmangriffen befehligt werden und verfügen streckenweise
auch über Spezialeigenschaften und Spezialangriffe. Pioniere
können Minen legen und räumen oder Gebäude sprengen.
Geschützbesatzungen können angewiesen werden, auf das Fahrwerk
oder auf den Turm gegnerischer Panzer zu feuern.
Auch das gesamte Schadensmodell ist recht realistisch
ausgefallen. Panzer schießen nicht mehr endlose Salven auf
gegnerische Panzer, bis sich Wirkung zeigt. Manchmal ist schon
nach einem Schuss Schluss mit dem gegnerischen Tank.
Resistancekämpfer haben mit ihren Pistolen keine Chance gegen
ordentlich ausgerüstete Soldaten. Und ein richtig
positioniertes Maschinengewehr fegt ganze Heerscharen von
Infanterie weg.
Grafisch zählt D-Day fraglos zu den besseren Spielen, wenn
auch die Grafik manches Mal etwas kantig wirkt. Auch
Landschaftsdetails werden sehr hübsch dargestellt, wobei D-Day
trotz alledem grafisch weit hinter der Referenz Ground Control
II zurückbleibt.
Zusammenfassung: D-Day ist ein gelungenes
Echtzeit-Taktik-Spiel. Mit Betonung auf Taktik bleibt es dabei
aber eher etwas für Strategiefans als für Gelegenheitsspieler.
Störend sind Mängel im Design, wie das Fehlen von
Handgranaten, unzureichende Erklärung der Missionsziele und
der Fakt, dass D-Day nur auf alliierter Seite gespielt werden
kann. D-Day bietet im taktischen Bereich mehr Tiefgang als
andere aktuelle Titel. Wer aber wirklichen taktischen Tiefgang
will, der kommt nach wie vor nicht um Close Combat herum.
Hinweis: Mit Erscheinen des Spiels wurde ein Patch
ausgeliefert der 80 MB(!!) umfasst. D-Day ließ sich zum
Zeitpunkt des Tests auf 2 von 3 mir zur Verfügung stehenden
Rechnern nicht starten. Anfragen an den Support ergaben, dass
dort offensichtlich große Hilflosigkeit vorherrscht. Bis heute
wurde keine softwareseitige Lösung des Problems (Patch)
erreicht oder überhaupt angekündigt. Drakos |