Vor gut 3
Jahren überraschte CDV mit dem Echtzeitstrategiespiel „Sudden
Strike“ die Fangemeinde und sorgte damit für einen echten Hit
in diesem Genre. Die bis zu diesem Zeitpunkt für Spiele wie „Wet
Attack“ mit eher fragwürdigem Ruhm bedachte Firma, etablierte
sich daraufhin schlagartig als Publisher für Echtzeitstrategie
und brachte seitdem noch eine Reihe anderer Spiele in dieser
Richtung heraus.
Das neueste Spiel, was über CDV den Weg zu den heimischen
Rechnern sucht, trägt den Namen Blitzkrieg.
Demjenigen, der in Geschichte etwas aufgepasst hat, wird
dieser Name schon einiges eröffnen, kommt er doch nicht von
ungefähr. Denn als Blitzkrieg wird immer wieder gern die
deutsche Kriegsführung in den Anfangsjahren des 2.Weltkriegs
bezeichnet. So lässt sich hieraus auch sogleich das Genre und
die zeitliche Eingrenzung erahnen. Genau! Es handelt sich hier
um astreine Echtzeitstrategie im Rahmen des 2.Weltkrieges!
Wahlweise übernimmt der Spieler die Rolle des Generals auf
Seiten der Alliierten Westmächte, der Sowjetunion oder aber
der Deutschen. In der Einzelspielerkampagne liegt es nun am
Spieler, seine Truppen siegreich durch mehrere Abschnitte des
Krieges zu führen, der allerdings in seinem Ausgang nicht
verändert werden kann. Jeder Abschnitt stellt dabei einen
wichtigen Kriegsschauplatz im Verlauf des Kriegs dar. So
findet man sich zum Beispiel in der deutschen Kampagne in
Polen, Frankreich, Afrika und Russland wieder.
In jedem Abschnitt gilt es zunächst eine zufällig erstellte
Mission erfolgreich zu bestehen. Danach hat man die Wahl
weitere zufällig erstellte Missionen zu bestreiten oder aber
im Verlauf weiterzukommen und eine historisch angelehnte
Mission zu spielen. Historische Missionen gibt es in jedem
Abschnitt genau eine, die sich vor allem hinsichtlich des
Schwierigkeitsgrades und der Komplexität von den anderen
Missionen unterscheidet. Nach erfoglreichem Bestehen dieser
Mission steht es dem Spieler frei, weitere zufällige Missionen
zu spielen oder aber in den nächsten Abschnitt zu gelangen.
Zwar ist es hier theoretisch möglich, unendlich viele
zufällige Missionen zu spielen aber von diesem Vorhaben wird
man schnell Abstand nehmen, denn diese Missionen sind sich
alles in allem recht ähnlich und auf Dauer auch keine echte
Herausforderung. Eine wirklich gute Idee sind diese zufälligen
Missionen im Spiel dennoch. Denn so hat man die Möglichkeit
tatsächlich unendlich viele Missionen zu spielen und was noch
interessanter ist, den Schwierigkeitsgrad neben den drei
ohnehin existierenden Stufen entscheidend selbst zu
beeinflussen. |
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Den näheren
Hintergrund dessen bildet das Einheitensystem des Spiels.
Dem Spieler stehen für die Dauer des gesamten Spiels bis zu
zwölf Einheiten als feste „Kernarmee“ zur Verfügung. Wobei bis
zu sechs Einheiten Panzerbesatzung sind und bis zu sechs
Einheiten Geschütze bedienen. Diese nehmen an jeder Mission
unterstützt von anderen Einheiten teil. Im Gegensatz zu den
anderen Einheiten, können aber die Einheiten der Kernarmee
Erfahrung sammeln und vier verschiedene Erfahrungsstufen
erreichen. Dies befähigt die Jungs dann zum Beispiel in der
Geschwindigkeit beim Nachladen und der Treffsicherheit. Die
Auswirkungen dessen sieht man dann spätestens in den letzten
Missionen, wenn man daran geht mit zusätzlichen unerfahrenen
Einheiten Gegner mühsam zu bekämpfen, die von der eigenen
Kernarmee mühelos überrannt werden.
Dabei sind diese Einheiten allerdings vom Typ recht variabel.
Die Panzerbesatzungen können jeden Panzer, der zur Verfügung
steht, fahren und selbiges gilt auch für die Artillerie. Die
nötige Hardware dazu bekommen die Einheiten aus dem
Waffenpool. Dieser ersetzt zwar keine gefallenen Einheiten,
ermöglicht es aber zu entscheiden, ob eine Einheit zum
Beispiel mit einem Panzer III oder mit einem Panzer 38t zum
Kampfe auffährt. Zur Verfügung stehen dabei verschiedene
Typen, die sich an die zeitliche Epoche des jeweiligen
Abschnittes halten. So stehen dem Spieler zu Beginn der
deutschen Kampagne nur Panzer II, Panzer III, Panzer 38t und
diverse Panzerspähwagen als Auswahl parat. Zum Ende hin darf
man aber mit Tigern und Panthern Jagd auf den Feind machen.
Aufgestockt wird dabei der Pool immer zu Beginn eines
Abschnittes mit neuen Typen.
Während eines Abschnittes hat der Spieler dennoch die
Möglichkeit, moderneres Kriegsgerät an seine Mannen zu
überreichen, nämlich am Ende jeder Zufallsmission. Da kann der
Spieler dann an eine Einheit die neue Ausrüstung übergeben.
Im Endeffekt also hat man zwar die Möglichkeit die Kampagne
„schnell“ durchzuspielen und auf unnötige Zusatzmissionen zu
verzichten, verzichtet aber dabei auch auf Erfahrung und
modernes Gerät. Das macht sich dann auch arg bemerkbar, denn
halten sich die Zufallsmissionen noch an den Spielenamen und
ermöglichen aufgrund ihrer geringen Grösse ein wirkliches
Überrennen des Gegners, wird dies in den immer komplexer
werdenden historischen Missionen im Laufe der Kampagne immer
schwerer.
Denn sind die eigenen Einheiten zwar sehr stark und erfahren,
so sind sie dennoch nicht unsterblich. Dafür sorgt zum einen
der recht gut agierende Computergegner und zum anderen die
hohe Relitätsnähe. So hat zum Beispiel jede Einheit
unterschiedliche Panzerungswerte für Front-, Heck-, Seiten-
und Oberseitenpanzerung. Damit ist zum einen ein Angriff von
vorn nur mit überlegener Feuerkraft sinnvoll und zum anderen
auch der stärkste Panzer von hinten oder oben verwundbar.
Desweiteren verfügt jede Einheit über eigene
Geschwindigkeitswerte, eigene Art und Durchschlagskraft der
Waffen und über eine begrenzte Menge an Munition. So will
immer sichergestellt sein, dass die Munitionsversorgung klappt
und auch ein Reparaturauto in der Nähe ist um die geplagten
Einheiten immer kampffähig zu halten.
Überhaupt sind die Entwickler von Nival Interactive sehr
gewissenhaft zu Werke gegangen. Die Einheiten präsentieren
sich in sehr schöner 3D-Grafik dank derer man sogar die
Lüftungsöffnungen auf Panzern sehen kann. Die Einheiten sind
allesamt liebevoll animiert und geben ein sehr lebendiges Bild
ab. So qualmen Auspuffgase der Panzer, Fahrzeuge hinterlassen
Spuren auf weichem Untergrund, Geschützbedienungen wuseln um
ihr Gerät und sogar der ausgebrannte Turm eines abgeschossenen
Panzers fällt realistisch neben die verkohlte Fahrzeugwanne.
Die ebenfalls dreidimensionale Umgebung ist sehr hübsch
anzusehen und weiss ebenfalls durch Realitätsnähe zu
überzeugen. So kann mit jedem Objekt auf dem Schirm
interagiert werden und Artillerie hinterlässt ihre sichtbaren
Spuren. Das Terrain ist mit echten Erhöhungen durchsetzt und
ermöglicht so auch Geländeausnutzungen. Gegnerische Einheiten
sind zum Beispiel hinter Anhöhen oder dichtem Wald nicht
sichtbar und tauchen so des öfteren unvermittelt vor dem
Unvorsichtigen auf.
Einzig bei der manchmal etwas ungenauen Steuerung und dem
Fakt, dass Infanterie leider nur Kanonenfutter ist, hat das
Entwicklerteam etwas Unachtsamkeit walten lassen.
Ansonsten erhält man zu jedem Spielabschnitt Informationen
über den historischen Hintergrund und hat die Möglichkeit zu
jeder im Spiel vorhandenen Einheit historisch akkurate Details
abzufragen.
Wem das Durchspielen der Einzelspielerkampagne nicht reichen
sollte, der hat noch die Möglichkeit, sich mit anderen
generälen via Internet zu messen. Zu diesem Zweck besteht
neben üblichen Wegen auch eine direkte Anbindung zu Gamespy
die im Spiel integriert ist und eine seperate Anmeldung
unnötig macht.
Hat man seinen Weg dahin gebahnt, können 2 bis 16 Spieler auf
Karten unterschiedlicher Grösse ihre Kräfte in einem von zwei
verschiedenen Spielmodi messen. Zum einen gibt es die Variante
„Flagcontrol“ in der es simpel darum geht, sich alle Flaggen
im Kampfgebiet unter den Nagel zu reissen. In der zweiten
Mehrspielervariante, „Assault“ genannt, ist es die Aufgabe
einer Partei mindestens eine Flagge des Gegners zu erbeuten
und die Aufgabe der anderen Partei, selbiges zu verhindern.
Zur Verfügung stehen jeder Seite etwa gleiche Ressourcen. Wie
auch schon im Einzelplayermodus sind nicht steuerbare
Flugzeuge verfügbar, wovon allerdings ebenfalls nur jeweils
ein Typus Flugzeug auf einmal über dem Schlachtfeld kreisen
darf. Zusätzliche Einheiten erhält man für gesammelte Punkte
die durch das Halten von Flaggen gesammelt werden können.
Sieger wird dann der, der seine Einheiten geschickter
maneuvriert oder, was wirklich schade ist, der der am Anfang
einen schnelleren „Rush“ hingelegt hat.
Zusammenfassung: Mit Blitzkrieg ist Nival Interactive
ein rundum gutes Spiel gelungen, was fesselt und einen so
schnell nicht mehr los lässt. Als Mängel gibt es nur das etwas
eintönige Missionsdesign der Zufallsmissionen, die manchmal
haklige Steuerung und die völlig unterbewertete Infantrie, die
aber alle miteinander nicht sonderlich ins Gewicht fallen. Ein
dickes Lob bekommen Nival Interactive von mir für den
beigelegten Missions- und den Ressourceneditor mit denen das
komplette Spiel vollständig MODbar ist.
Blitzkrieg ist ein Muss für jeden WK-Strategiefan und jeder
der „Sudden Strike“ mochte, wird Blitzkrieg lieben. Drakos
Um sich ein Bild vom Spiel zu machen, hier eine komplett
durchgespielte
Zufallsmission der deutschen Kampagne. |