Während im
Kino Oliver Stone's monumentales Epos über die Leinwand
flimmert, erwartet uns PC-Strategen ein Spiel zum Film. Die
Rede ist hier von Ubisoft´s Alexander, das sich direkt an den
gleichnamigen Film anlehnt und das Leben und damit den
Kreuzzug von Alexander dem Großen quer durch Asien auf den PC
zu bringen versucht.
Wie auch Alexander beginnt der Spieler seine Laufbahn als
Truppenführer in der Armee des Vaters, König Phillip II. Nach
dessen Ermordung übernimmt man selbst das Herr und ordnet
erstmal die Verhältnisse in Makedonien und Umland. Danach geht
es dann zielstrebig gegen das persische Königreich, welches es
Stück für Stück zu erobern gilt. Ist die Kampagne auf Seiten
Alexanders geschafft, werden nach und nach 3 weitere Kanpagnen
freigeschalten. Darin kann man dann auf Seiten der Perser,
Inder oder Ägypter gegen Alexander vorgehen und so versuchen,
ihn von seinen Eroberungen abzuhalten.
Das Spiel selbst versucht sich gleichzeitig am Film und am
geschichtlichen Hintergrund zu orientieren. Vor jeder Mission
gibt es daher einen kurzen Überblick über den historischen
Hintergrund der Mission und manchmal darf auch ein kleines
Stück aus dem Spielfilm begutachtet werden.
Die Missionen ähneln sich sehr stark und können in drei grobe
Kategorien unterteilt werden. Zum einen gibt es Missionen, in
denen lediglich eine Schlacht zu schlagen ist. In der zweiten
Kategorie der Missionen gilt es mit Arbeitern Gebäude zu
errichten, Rohstoffe zu sammeln und Truppen auszubilden. Mit
diesen sind dann wiederum diverse Missionsziele, wie das
Einnehmen einer Stadt, zu erreichen. Dies geschieht allerdings
alles so unspektakulär, dass man getrost darauf verzichten
könnte. Als dritte Missionsvariante gibt es dann noch die Art
Mission, in der man sich mit einer handvoll Einheiten von
Punkt A nach Punkt B und wieder zurück bewegen muss. Da müssen
kleine Siedlungen gesucht und Gegner vertrieben werden. Gerade
dieser Missionstyp ist der wohl nervigste, wofür gleich
mehrere Dinge sorgen. Als ein Dorn im Auge des Spielers
dürften da wohl die immer wieder aus dem Nichts auftauchenden
gegnerischen Einheiten genannt werden. Auch wenn man die
komplette Karte aufgeklärt hat und eigentlich der Meinung ist,
dass alle Gegner vertrieben sind – aus |
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dem Nichts
des schwarzen Nebel des Krieges am Kartenrand kommen in
regelmäßigen Abständen immer wieder Truppen hereingebeamt.
Selbst aus gerade erst befreiten Gebieten tauchen wieder
Truppen auf, obwohl dort keine mehr sein dürften. Ärgerlich
ist das, da sie dann meist im Rücken der eigenen Truppen
auftauchen und so schnell für Verwirrung sorgen. Problematisch
stellt sich damit im Zusammenhang auch die ungleiche
Geschwindigkeit der Truppenteile heraus. Da sich jede Einheit
gemäß ihrem persönlichen Tempo fortbewegt und nicht etwa alle
Einheiten in einem Tempo vorwärts kommen, passiert es recht
schnell, dass sich die berittenen von den anderen Truppen
trennen. Allen voraus unser Held Alexander. Der reitet gern
mutterseelenallein vornweg, was natürlich sofort zu Problemen
führt, wenn wieder Gegner aus dem Nichts auftauchen und
angreifen. So und dank der katastrophalen Wegfindung wird man
gezwungen, seine Truppen immer nur stückweise voranzubewegen.
Dann heißt es immer wieder: auf alle Truppen warten, alles
richtig formieren und wieder losmarschieren. Auf den mitunter
recht großen Karten ist das ziemlich nervig und wird an sich
auch schnell langweilig.
Wie schon ersichtlich, können in Alexander gleiche Einheiten
zu größeren Verbänden von 30 bis zu 100 Mann zusammengefasst
werden. Hat man zu wenig Leute kann man keine Verbände mehr
bilden. Diese Verbände wiederum kann man in verschiedenen
Formationen aufstellen – zumindest rein theoretisch. Denn die
Formation ist stets vom Verhalten der Einheit abhängig. Das
Verhalten kann in drei Stufen eingestellt werden. Ist also
eine Einheit im passiven Modus, nimmt sie meist eine
quadratische Formation mit großen Abständen ein. Im
Verteidigungsmodus wird enger zusammengerückt und im
Angriffsmodus schließlich wird z.B. eine U-Formation
eingenommen. Das macht natürlich nicht viel Sinn und lässt
einem nicht wirklich viele taktische Freiheiten. Auch sind die
verschiedenen Modi ziemlich sinnlos. Denn in der zweiten Stufe
greifen die Truppen noch jeden sichtbaren Feind an und
verhalten sich durchaus aggressiv. Ein Umschalten auf den
Passivmodus bringt da nicht viel Vorteil, denn so fällt es
extrem schwer, die Leute wieder zu einem Angriff zu bewegen.
Es handelt sich hier wohl um so eine Art Lethargie-Modus. Auch
in der Schlacht stellt sich der ganze Ärger um die Formationen
als ziemlich sinnlos heraus, denn außer das sie nett
ausschauen bringen sie nichts. Denn beim Angriff geht die
Formation verloren und die Einheiten rennen nur noch als
wilder Haufen ins Handgemenge. Und das ist es wirklich. Haben
sich erstmal Truppen auf dem Schlachtfeld in den Haaren ist
das Auseinanderhalten oder gar Dirigieren der Einheiten kaum
noch möglich. Es ergibt sich ein riesiges Durcheinander, in
dem der Spieler mühsam umherklickt.
Ähnlich problematisch gestaltet sich die Steuerung der im
Spiel existierenden Helden. Neben Alexander gibt es noch
diverse andere Gestalten, die teils Anführer verschiedener
Einheiten sind. Mit besseren Kampfwerten als normale Einheiten
und mit Spezialfähigkeiten, die im Laufe des Spieles
aufgerüstet werden können, sind die Helden in der Schlacht
recht nützlich. Doch durch die umständliche und schwer
beherrschbare Steuerung gehen sie leider recht schnell
verloren, was dann auch häufig zum vorzeitigen Missionsende
führt.
Neben der schlechten Steuerung trägt allerdings auch die
Grafik zum Durcheinander bei. Wer Cossacks kennt, weiss wie
Alexander aussieht und das ist meiner Meinung nach alles
andere als zeitgemäß oder gar hübsch. Die Welt von Alexander
besteht neben der Übersichtskarte aus undetaillierter
Landschaft mit pixeligen Häusern, die wirken als würden sie
nicht hereingehören. Auf dieser Landschaft bewegen sich dann
2D-Einheiten, die schlimmer kaum aussehen könnten. Um die
pixeligen Ränder verschwinden zu lassen wurden die
Einheitenbilder offensichtlich einer Weichzeichner-Kur
unterzogen. Das hat zum Resultat, dass alle Einheiten
verwaschen und undetailliert aussehen. Einzig das Wasser nebst
zugehörigen Schiffen kann sich sehen lassen. Aber das reißt
das Ruder leider nicht rum.
Zusammenfassung: Warum sind Lizenztitel immer wieder so
ein Problem? Wahrscheinlich spielt der enorme Zeitdruck eine
große Rolle, da die Termine hier meist etwas knapper als
üblich sind. Alexander jedenfalls scheitert auf der ganzen
Linie. Die Missionen sind langweilig, die Grafik hoffnungslos
veraltet und die Performance lässt arg zu wünschen übrig. Zwar
kann man hier Massenschlachten erleben, aber die sind eher
Stress als Spaß. Zulegen sollte sich das Spiel nur, wer alle
anderen aktuellen Strategietitel schon durch hat und auf der
Suche nach Überbrückung bis zum nächsten Hit ist. jw |