Der Name Age
of Empires lässt bei vielen Strategiefans die Herzen höher
schlagen und die Augen feucht werden. Dass nach 6 Jahren
Wartezeit nun der dritte Teil der Serie erscheint, ist demnach
kein Zufall und wurde auch schon länger herbeigesehnt. Die
Ensemble Studios schicken den Spieler diesmal nach Amerika und
lassen ihn da wieder eine Menge Abenteuer erleben und auch
grob an der Geschichte des Landes mitwirken.
Ein Abenteuer beginnt
Im Vordergrund von Age of Empires 3 steht eine Kampagne, die
sich über 24 Missionen erstreckt. An der Seite des
ritterlichen Helden Morgan Black verfolgt der Spieler eine
Gruppe gefährlicher Osmanen auf ihrem Weg ins neue Land. Dabei
ist er auf der Spur eines mysteriösen Jungbrunnens, begegnet
einem alten Ritterorden und muss sich gegen Piraten und
Indianer behaupten. Quer über den Ozean nach Florida und
schliesslich über Land bis in die Anden führt der Weg. Und die
Story hält so manche spannende Wendung parat.
Schritt für Schritt
Beim Missionsdesign wurde viel Wert auf Abwechslung gelegt,
wobei allerdings den Genrewurzeln treu geblieben wurde. Neben
dem typischen Basisbau gibt es eine ganze Reihe
unterschiedlicher Missionsziele. Mal muss man Kontakt zu
Indianern knüpfen, Städte verteidigen oder verschiedene
Personen finden. Oftmals ändern sich auch im Verlauf der
Missionen die Missionsziele und mit ihnen der ganze
Missionscharakter. Da ab und an trotzdem etwas aufgebaut
werden muss, greift Age of Empires 3 auf das übliche Arbeiter
ausbilden, Rohstoffe-Sammeln, Häuser bauen Prinzip zurück. Die
Rohstoffe sind hier Geld, Holz und Nahrung, wobei jeder
Rohstoff auf mehr als nur eine Weise gewonnen werden kann. Bei
der Nahrungsgewinnung zum Beispiel reichen die Möglichkeiten
von der Jagd bis zum Bau eigener Windmühlen nebst angrenzender
Felder. Eine zusätzliche Möglichkeit um Rohstoffe zu
scheffeln, bieten auf der Karte verstreute Ressourcenpunkte,
die es mit Arbeitern zu besetzen gilt. Mit genügend Rohstoffen
kann sich dann an die Konstruktion neuer Häuser gewagt werden.
Aus einer ganzen Reihe stehen Gebäude zu allen möglichen
Verwendungszwecken zur Verfügung. Neben den obligaten
Wohnhäusern zum Heben des Bevölkerungslimits und den schon
erwähnten Gebäuden zur Nahrungsgewinnung, gibt es zum Beispiel
noch militärische Gebäude. Neben dem Hausbau werden die
Rohstoffe noch für andere Dinge benötigt. Einmal kann man
einzelne Gebäude bzw. die dort produzierten Dinge aufwerten.
Darüber hinaus werden Rohstoffe auch für das Fortschreiten der
eigenen Zivilisation in eine neue Epoche benötigt. Epochen
gibt es in Age of Empires 3 insgesamt 5 und der Unterschied
ist schon gewaltig. Während man beispielsweise in der ersten
Epoche mit Pferdewagen Nachschub transportiert, gibt es im
letzten Zeitalter die technisierte Variante mittels Eisenbahn.
Ohne Nachschub geht nichts
Was den Nachschub angeht, haben die Ensemble Studios eine
Neuerung eingebaut. Der Spieler verfügt während des gesamten
Spieles über eine Hauptstadt. Von dieser Hauptstadt aus kann
jederzeit Nachschub angefordert werden. Das reicht von
Rohstofflieferungen bis hin zu Forschungshilfen und
militärischen Einheiten. Den Nachschub gibt es natürlich nicht
umsonst. Vielmehr kostet das Ganze Erfahrungspunkte, welche
während des Spieles gesammelt werden. Für jedes erdenkliche
Ereignis wie das Erfüllen von Missionszielen, das Besiegen von
gegnerischen Einheiten oder das Errichten von Gebäuden gewinnt
man Erfahrungspunkte. Hat man eine gewisse Anzahl gesammelt,
darf man Nachschub bestellen. Welche Art von Nachschub man
bestellen kann, unterliegt jedoch auch gewissen Restriktionen.
Für jede Art gibt es eine Karte. Diese Karten können jeweils
zu Beginn oder am Ende einer Mission gekauft werden. Manche
Karten lassen sich immer, manche wiederum nur einmal
einsetzen. Genaues Planen ist hier also von Nöten.
Konflikte lösen
Natürlich gibt es auch in Age of Empires 3 wieder jede Menge
Konflikte, die militärisch gelöst werden müssen. Dazu stehen
Infanterie-, Kavallerie-, Artillerieeinheiten und auch Schiffe
zur Verfügung. Ausgebildet wird jeder Einheitentyp in einem
eigenen Gebäude, in dem die Einheit natürlich auch aufgerüstet
werden kann. Als Neuerung gibt es mit |
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bestimmten
Schiffen sogar fahrende Ausbildungsplätze. Eine gewisse
Auswahl an Einheiten kann dort vor Ort produziert werden. Das
ermöglicht natürlich schnellen Einheitennachschub bei der
Eroberung anderer Länder. Jede Spielpartei verfügt dabei über
spezielle Truppen, die, wie auch die anderen Einheiten, ihre
Stärken haben und so ganz gezielt eingesetzt werden müssen.
Schliesslich gibt es verschiedene Verhaltensmodi für die
Truppen, die sich auch in der Formation der Einheiten
niederschlagen. Dass damit allerdings schon das Repertoire an
benutzbaren Formationen ausgeschöpft ist, ist etwas schade.
Doch weist dies deutlich auf etwas anderes hin, was auch durch
die Tatsache, dass grosse Schlachten mit vielen Einheiten
schnell unübersichtlich und reines Chaos werden, untermauert
wird: der Kampf ist nur ein Teilaspekt von Age of Empires 3
und wurde dementsprechend vereinfacht. Grosse taktische
Scharmützel darf man hier also nicht erwarten.
Technische Leckerbissen
Age of Empires 3 steckt voller technischer Leckerbissen. Den
so massiven Einsatz aller aktuellen Shader-Technologien hat
man bei einem Strategiespiel noch nicht gesehen. Dass das ein
echter Verlust war, zeigt Age of Empires 3 deutlich. Neben
unwahrscheinlich hübschen und weiten Landschaften und
atemberaubenden Lichteffekten gerät man immer wieder über die
optischen Effekte des Wassers in Verzückung. Nicht nur
realistische Schatten sondern absolut exakte Spiegelungen von
sich majestätisch auf den Wellen hin- und herwiegenden
Segelschiffen lassen immer wieder Begeisterungsrufe
erschallen. Dazu passend ist auch die Lizenzierung und Nutzung
der Havoc-Physik-Engine die spätestens seit Max Payne 2 ein
Begriff sein sollte. Beschossene Türme lassen Gesteinsbrocken
rieseln, bevor sie mit lautem Knall explodieren und es viele
grosse und kleine Mauerstücke regnet. Da verschwindet nichts
in einer überdimensionierten Staubwolke, sondern alles
zerfällt und fällt physikalisch akkurat.
Zusammenfassung: Age of Empires 3 bringt weder
umwerfende Genreneuerungen im Gameplay mit noch wird das Rad
neu erfunden. Vielmehr finden sich hier viele gute Ideen aus
vielen guten Strategiespielen zusammen zu einem wirklich
mitreissenden und spannenden Titel. Denn handwerklich wurde
hier fast alles richtig gemacht. Eine spannende Story, die
sich nahtlos in das abwechslungsreiche Spielgeschehen
integriert und eine super Optik. Alte Hasen im Genre werden
sich sofort wohl fühlen und Neulinge finden sicher kaum einen
besseren Einstieg. Lediglich die aufkommende Hektik und
Unübersichtlichkeit während der Kämpfe ist ein leichter
Wermutstropfen. Aber der wird von allen Vorzügen des Spieles
wieder locker überdeckt. jw |