Bd. 1
Bd. 2
Bd. 3
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"Perfect Girl" von Tomoko Hayakawa
Oder besser: Bei wie viel Grad schmilzt Menschenfleisch?
Diese Frage jedenfalls sollte sich die weibliche Hauptperson Sunako in
letzter Zeit öfter stellen. Schließlich ist sie der festen Überzeugung,
dass sie in absehbarer Zeit wie Vollmilchschokolade in der Sommersonne
dahinschmelzen wird.
Warum?
Na, Sunkao pflegte ein etwas eigenwilligen Style. Unter anderem
Klamotten á la Flodder-Mama und einen bis zur Nasenspitze reichenden
Pony, der ihr Blickfeld doch beträchtlich einschränkte. So lebte sie
allein in der Villa ihrer neureichen Tante und kapselte sich komplett
von der Umwelt ab. Die meiste Zeit lebte sie in vollkommener Dunkelheit
zusammen mit diversen Horror-Splatterfilmchen (Das sind die mit dem
vielen, vielen Blut und Schleim, die nix für kleine Kinder sind.).
Bis zu jenem unheilvollen Tag, an dem ihr liebes Tantchen beschloss,
dass es so nicht mehr weitergehen kann. Sie heuerte also ein Viererpack
schrecklich smarter Jungs an, die Sunkao unter ihre Fittiche nehmen und
so in eine wahre Lady verwandeln sollen. Wenn sie das tatsächlich
schaffen sollten, so die Tante, dürften sie 3 Jahre kostenlos in der
Villa wohnen.
Zum besseren Coaching ziehen die Jungens also mit zu Sunako in die
Villa. Die hat sich aber aufgrund eines für sie schrecklichen
Erlebnisses in der Vergangenheit total eingeigelt (Das Outfit ist ihr
Schutzwall). Sie hat den Umgang mit Menschen also weitestgehend verlernt
und ist mit den vier hübschen Jungs gänzlich überfordert. Bei so
hübschen Menschen müsse sie schmelzen, denkt sie. Und das denkt sie sich
ziemlich oft.
Die Jungs legen sich also mächtig ins Zeug, um Sunako irgendwie
herzurichten. Sie wird gekämmt, gecremt und gepudert, aber sie sträubt
sich, wo sie nur kann. (Fraglich nur, woher die Jungs die Kunst des
Schminkens beherrschen.) Erschwerend kommt hinzu, dass die Gefühle der
Jungs für Sunako von Angst bis Ekel reichen, aber keinen Schritt weiter.
Mit Drängen und unter Androhung von körperlichen Schmerzen erzwingen sie
jedoch irgendwann, dass Sunako wieder zur Schule geht. Und, liebe
Cosplayerinnen, die Schuluniform ist einfach nur zum Niederknien!
Sunkao wird selbstverständlich gemieden, als hätte sie die Pest im
Endstadium, aber die freut sich darüber wie keine Zweite. Hat sie doch
ihre heißgeliebte Ruhe.
Doch der ständige Kontakt mit anderen Menschen verändert sie irgendwie
und in einer Ausnahmesituation gepaart mit einem Spritzer Wahnsinn
schneidet sich Sunako ihren Pony-Vorhang ab. Alle sind erstaunt; am
meisten sie selber. Und danach kommt die Reue! Am liebsten würde sie
jetzt gar nicht mehr aus dem Haus gehen, kann doch jetzt jeder Mensch
ihr Gesicht ganz genau sehen. Zum ersten mal kann sie allerdings auch
die Gesichter ihrer Mitbewohner ganz genau sehen, was ihr Schmelzangst
nur noch verschlimmert. Mal davon abgesehen, dass sie von den ganzen
hübschen Menschen ständig Nasenbluten bekommt und auch noch unter der
Angst leiden muss , irgendwann kein Blut mehr übrig zu haben.
Der Besserungsprozess geht also extremst langsam von statten, wenn man
überhaupt von einer Besserung sprechen kann. Und dann entschließt sich
die Tante auch noch vorbei zu kommen...
Der Widerspenstigen Zähmung ist einfach nur wunderschön gezeichnet und
trotzdem muss man leider feststellen, dass die Mangaka mit der Story
vollends überfordert war. Alles bleibt ziemlich oberflächlich. Dadurch
ist der Manga nicht wirklich witzig und gefühlvoll schon gar nicht. Auch
schöpft die Autorin ihre Geschichte nicht voll aus. So wären noch einige
ergreifende oder urkomische Momente möglich gewesen.
Der Manga kippt ständig von „ schööööööön“ zu „ nervig“ und wieder
zurück. Wobei die nervigen Stellen eindeutig überwiegen. (Dieses
ständige „Ich schmelze! Ich schmelze!“...-.-)
Mal davon abgesehen, dass Suako 2 Jahre nicht zu Schule geht und es
niemanden interessiert und das ganze Leben der Jungs aus Gutaussehen
besteht. Familie oder andere Freunde haben sie erst gar nicht.
Man könnte jetzt hoffen, dass das in den folgenden Bänden noch alles
wird, aber ich wage das doch sehr zu bezweifeln.
Man sollte sich den Manga also zwei Mal anschauen, bevor man dafür ins
Popmanaie greift. J.O.
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