Nintendo´s DS entwickelt sich mehr und
mehr zu einer Konsole, um die kein Rollenspielfans herumkommt. Auf
keiner anderen Konsolen erscheinen in letzter Zeit so viele Top-RPG.
Das schafft keine 360, die PS3 derzeit erst recht nicht und die PSP
wird leider meist nur mit nicht eingedeutschten Rollenspielen
versorgt. Auf dem DS freuen sich RPG-Fans dagegen Monat um Monat über
RPG´s der Oberklasse, die auch noch nahezu allesamt mit einer
deutschen Übersetzung daherkommen.
Mit Etrian Odyssey hat Nintendo höchstpersönlich ein weiteres RPG aus
dem Hause Atlus unter seine Fittiche genommen und kümmert sich
persönlich um den Vertrieb des Spieles in Europa. Klar, dass Nintendo
nicht jedes dahergelaufene Spiel selber vermarktet. Das lässt auf eine
herausragene Qualität eines Titels hoffen. Wir haben mal geschaut, ob
dies auch für Etrian Odyssey gilt...
Also Modul eingelegt und DS gestartet. Die Story hört sich erst einmal
doch wenig spektakulär an. Nahe der Stadt Etrian befindet sich ein
unterirdisches Labyrinth, welches bislang alle Abenteurer, die es
betraten nicht wieder freigab. Wir lassen uns aber nicht davon
abschrecken und wollen endlich alle Geheimnisse des Labyrinth lüften.
Somit ist auch klar, dass den Spieler ein RPG der Marke Dungeon
Crawler erwartet. Im Gegensatz zu den allermeisten RPG können wir
nicht durch eine Welt mit Städten und Dörfern laufen. Stattdessen ist
unser Ausgangspunkt immer nur ein statischer Bildschirm, der uns die
möglichen Besuchsorte in Form einer Liste vorgibt. Wir wählen einfach
nur den gewünschten Ort an und schwupsdiwups werden wir dorthin
gebeamt. Natürlich ist es für die Spielathmosphäre nicht gerade
förderlich, wenn man nur zwischen Örtlichkeiten hin- und herbeamt, die
aus einem Hintergrundbild inklusive Ansprechpartner bestehen, anstatt
ein Dorf zu Fuß ausführlich zu erkunden. Unser erster Weg führt uns
zur Gilde der Abenteurer, wo wir uns erstmal eine Partie
zusammenstellen müssen, denn alleine darf aus Sicherheitsgründen
niemand in das Labryrinth. Dabei stehen uns alle möglichen Klassen vom
Magier bis zum Haudrauf-Muskelprotz zur Verfügung.
Haben wir unsere Partie fertig, kann es zur ersten Trainingsmission
ins Labyrinth gehen. Dieses wird nun in kompletter 3D-Grafik
präsentiert, die allerdings wenig anspruchsvoll ausgefallen ist. Das
Geschehen betrachten wir dabei aus der Ego-Perspektive. Da man sich in
einem Labyrinth nicht verlaufen darf, ist es sehr nützlich, alle
bereits besuchten Bereiche zu kartographieren. Hört sich logisch an,
oder? Also ist es eine unserer zeitintensivsten Aufgaben auf dem
Touchscreen jeden Quatratmeter des Labyrinth fein säuberlich mit dem
Touchpen einzuzeichnen. Der Hacken an der Sache: es macht keinen Spaß
umständlich Karten zu malen... das soll doch ein RPG und kein Malspiel
sein! bereits nach kurzer Zeit verwundert es also nicht, dass das
kartographieren einfach nur noch lästig ist und den Spielspaß in die
Tiefe zieht und vor allem den Spielfluß unnötig stark ausbremst. In
Zeiten des Automapping ein typischer Fall von krampfhaftem unpassendem
Einsatz des Touchscreen...
Etwas altbacken mutet es auch an, dass wir quasi wie auf einem
Schachbrett durch den Dungeon laufen und uns immer nur exakt 90 Grad
drehen können...
Auch nicht gerade spielspaßfördernd ist der doch recht unausgewognee
und anfangs recht happige Schwierigkeitsgrad... Ein reichlicher Vorrat
an Heilkräutern und Geld, denn das Leben ist in Etrian wahrlich nicht
billig... Und gerade weil man doch z.B. recht viele Heilkräuter bei
sich haben und somit kaufen sollte, frage ich mich, warum ich nicht 5
Heilkräuter im Laden auf einmal kaufen kann und stattdessen
umständlich 5x 1 Heilkraut erstehen muss... Die Kämpfe finden übrigens
nach dem Zufallsprinzip statt. Man kann also Gegner nicht umgehen. zum
kämpfen wird in einen Kampfbildschirm umgeschaltet, wo nun
rundenbasiert auf einander eingeschlagen werden darf. Bei einem Sieg
wird man mit HP und MP belohnt und es gibt auch noch das ein oder
andere Item als Beute.
Zusammenfassung: Etrian Odyssey ist wirklich nur für RPG-Freaks gemacht. Wer auf
Dungeon Crawler steht und z.B. mit Children of Mana für DS seinen Spaß
hatte, der kann zugreifen. Gelegenheits-Rollenspieler werden sich mit
Etrian Odyssey nicht anfreunden können. Zum einen wäre der der
teilweise unfaire Schwierigkeitsgrad, die fehlende Möglichkeit die
welt außerhalb des Labyrinthes zu Fuß zu erkunden und der auf Dauer
nervige Zwang zum kartographieren des Dungeon. Trotz hübscher
Anime-Optik sind da zu viele aus heutiger Sicht spielerische
Schwächen, die den Spielspaß trüben. Wer sich noch an Spiele wie
Wizardry erinnert und diese mochte, wird sich dagegen freuen mal
wieder ein Spiel dieser nicht mehr üblichen Machart in die Hände zu
bekommen. rw
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